Dortmund: "Tacheles reden und Respekt zeigen": Ein Abschied aus dem Hörder Revier
ots/Polizei Dortmund
Dortmund (ots) - Der 5. November 1975 war sein erster Arbeitstag und der 31. Mai 2021 ist sein letzter - dazwischen: fünfundvierzigeinhalb Jahre Polizei NRW. Nun geht Polizeihauptkommissar Jürgen Heinrich in den Ruhestand. Der Dortmunder erlernte als 16-Jähriger den Polizeiberuf und kehrte nach einem kurzen Abstecher in Düsseldorf 1979 zurück nach Dortmund.
Seitdem arbeitete er ununterbrochen auf der Wache in Hörde. Bis 1998 im Streifendienst und dann fast 25 Jahre als Bezirksdienstbeamter im Bereich Clarenberg. "Ich habe bei einer Verfolgungsfahrt einen Streifenwagen in den Graben gesetzt, leider auch tödliche Verkehrsunfälle aufnehmen müssen und den Strukturwandel in Hörde miterlebt. Was mir hier gefällt, das ist der sehr ehrliche Umgang zwischen der Polizei und den Bürgerinnen und Bürgern: Man kann hier Tacheles reden und zugleich Respekt zeigen - und bekommt das dann genau so zurück."
Tausenden Kindern brachte Jürgen Heinrich das sichere Überqueren von Straßen bei. Mit ihm lernten sie das Radfahren. An manchen Tagen holten sie morgens ihren Bezirksdienstbeamten an der früheren Polizeiwache in der Alten Benninghofer Straße ab, um mit ihm zur Schule zu gehen. Oder sie sangen für ihn dort ein Geburtstagsständchen. Diese Momente zählt der Polizeihauptkommissar zu den Höhepunkten seiner Laufbahn.
"Ich werde es auch vermissen, morgens nicht mehr vor der Stift-Grundschule und der Brücherhof-Grundschule zu stehen und persönlich für einen sicheren Schulweg sorgen zu können", sagt der 62-Jährige, der von den Vereinen, Kindergärten, Schulen und den Bürgerinnnen und Bürgern seines Reviers kurz vor dem letzten Arbeitstag gerne persönlich Abschied nehmen möchte. Doch die Pandemie macht ihm einen Strich durch die Rechnung.
Also sagt er auf diesem Weg Danke: "Danke für die gute Zusammenarbeit, das Vertrauen. Danke dafür, dass wir es durch gemeinsame Verkehrserziehung an den Kindergärten und Schulen geschafft haben, Unfälle zu vermeiden. Und wenn es nur ein Unfall mit einem Kind war, den ich in meinem Berufsleben als Polizist verhindert habe, dann haben sich diese 45 Jahre gelohnt."
Gelohnt haben sich die Kontakte auch für die Jungen und Mädchen, für die der Bezirksdienstbeamte ein Vorbild war, wenn er erwachsene Falschparker vor einer Schule darum bat, hinter einem Auto in die Hocke zu gehen - um die Perspektive von Kindern im Straßenverkehr einzunehmen. Manch ein Kind von damals hat sich inzwischen selbst für den Polizeiberuf entschieden. "Kennst Du mich noch ...?", fragen die jungen Kolleginnen und Kollegen in Uniform dann "ihren" ehemaligen Bezirksdienstbeamten.
Nach mehr als vier Jahrzehnten Polizeidienst rät er ihnen, in Einsätzen immer an die Eigensicherung zu denken und - egal, ob jung oder alt, groß oder klein und ganz gleich welcher Herkunft oder Hautfarbe - allen Menschen unvoreingenommen zu begegnen. "Ob Arbeitslose oder Hochschulprofessor - ich habe alle immer gleich behandelt und bin ganz gut damit gefahren."
"Natürlich gibt es die Unbelehrbaren", sagt Jürgen Heinrich, "aber mit denen muss man dann eben in die Hocke gehen und die Perspektive verändern." Die Perspektive ändern - das rät er auch im Umgang mit dem Clarenberg in Hörde. Jürgen Heinrich: "Früher sind wir da mit mindestens zwei Streifenwagen in den Einsatz gefahren. Heute gehe ich da durch und die Kinder kommen auf mich zugelaufen."
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