Wien: Stadt Wien feiert 25 Jahre WASt-Jubiläum - 25 Jahre Einsatz für LGBTIQ-Anliegen in der Regenbogenhauptstadt

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v.li.n.re: Florian Wibmer (WAST), Personalstadtrat Jürgen Czernohorszky , Sandra Frauenberger (ehemalige Stadträtin), Helga Haberler (WAST), Wolfgang Müller (Magistratsdirektor-Stellvertreter), Wolfgang Wilhelm (WAST-Leitung), Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, Thomas Weber LGBTQ-Spreche, Neos), Nicole Berger-Krotsch (Bildungssprecherin, SPÖ Wien)
Foto: Stadt Wien/Markus Wache
20 Mai 07:00 2024 von Redaktion Salzburg Print This Article

Im Rahmen einer großen internationalen Fachkonferenz und eines Festempfanges feiern Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und Personalstadtrat Jürgen Czernohorszky heute das 25-jährige Bestehen der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten (WASt).

LGBTIQ-Politik in Wien

Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens dieser österreichweit einzigartigen Stelle in einer kommunalen Verwaltung eröffneten heute Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und Personalstadtrat Jürgen Czernohorszky in offizieller Vertretung von Bürgermeister Dr. Michael Ludwig die internationale Fachkonferenz „25 Jahre WASt-Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten: Geschichte, Erfolge, Themen und Herausforderungen kommunaler LGBTIQ-Arbeit“ vor über 150 Teilnehmer*innen im Wiener Rathaus.

„In einer Weltstadt wie Wien sollen alle Menschen, die hier leben, frei von Diskriminierungen sein und gleichberechtigt an allen Bereichen des öffentlichen Lebens teilnehmen können. Vielfalt und Diversität hat in Wien lange Tradition“, sagt Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr. „Seit nunmehr 25 Jahren nimmt die Stadt auch die oft besonders diskriminierte Gruppe der LGBTIQ-Personen, also der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, transgender, intergeschlechtlichen und queeren Menschen, besonders in den Fokus und schuf dafür 1998 die WASt. Ich danke dem Leiter Wolfgang Wilhelm und seinem Team für die großartige bisherige Arbeit und freue mich, diese auch weiterhin gemeinsam fortzusetzen, etwa mit der Eröffnung des ersten queeren Jugendzentrums im Juni und der erstmaligen Austragung der EuroGames in Wien im Juli dieses Jahres“, so Wiederkehr.

„Mit der Gründung der Antidiskriminierungsstelle 1998 institutionalisierte die Stadt Wien ihr Anliegen, eine queer-freundliche Stadt zu werden und schuf die Voraussetzung für zahlreiche Erfolge: Die WASt als Kompetenzstelle öffnete mit der ‚Rathausführung andersrum‘ das Rathaus-Gebäude für queere Themen, führte zahlreiche EU-Projekte durch, erreichte das Eintrittsrecht in bestehende Mietverträge und den Anspruch auf Jungfamilienförderung, erarbeitete bei der Einführung der Eingetragenen Partnerschaft ein Verpartnerungs-Paket, das die Öffnung der Wiener Trauungssäle und Schulungen für Standesbeamt*innen einführte, und spielte eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Wiener Antidiskriminierungsgesetzes“, so Stadtrat Jürgen Czernohorszky. „Im Personalbereich ermöglichte die WASt die Pflegefreistellung und Hospizkarenzierung für queere Beschäftigte der Stadt Wien und unterstützt mit der Schaffung des queeren Mitarbeiter*innen Netzwerks ‚MAG Queer‘ zum einen queere Mitarbeiter*innen, sendet damit aber gleichzeitig die Botschaft aus, dass die Mitarbeiter*innen der Stadt Wien die Vielfalt der Wiener Bevölkerung widerspiegeln sollen“, so Czernohorszky.

LGBTIQ-sensible Verwaltung in Wien

„Mit der Gründung der WASt hat Wien vor 25 Jahren einen revolutionären und wichtigen Meilenstein gesetzt, der uns auch heute noch einzigartig macht“, sagt Magistratsdirektor Dietmar Griebler und betont in seiner Eröffnungsrede das Fingergeschick von WASt-Leiter Wolfgang Wilhelm und seinem Team, dieses damals für die Verwaltung so neue Thema evidenzbasiert und nachhaltig in der Stadtverwaltung verankert zu haben. „Heute weiß jede*r, unsere Stadt-DNA basiert auf einer klaren Zielvorstellung: Beste Lebensqualität für alle – mit der Betonung auf ‚alle‘. Das heißt in der Umsetzung, abgesehen davon, dass wir international dafür vor den Vorhang geholt werden: Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Tuns. Egal, ob in der Verwaltung oder als externe Anlaufstelle – in Wien sind die Zeichen auf ‚Menschsein‘ gestellt. Als Verwaltungschef muss ich retrospektiv der Politik danken, dass sie hier offen und uneingeschränkt mit diesem Thema umgegangen ist, auch gegen den Widerstand der politischen Mitstreiter*innen. Das zeichnet auch die Ernsthaftigkeit aus, mit der man sich dieser Thematik angenähert hat. Die Aufgabe der Wiener Stadtverwaltung ist es auch weiterhin, nie das eigentliche Ziel der Gleichstellung aus den Augen zu verlieren und notfalls dafür zu kämpfen“, so Griebler.

Erfolge und Arbeitsweise der WASt

„In diesen 25 Jahren konnten wir die WASt aufbauen und als Teil der Wiener Stadtverwaltung etablieren. Das war nicht immer ganz einfach, denn sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten waren in den 1990er-Jahren noch viel tabuisierter als heute und es gab damals sogar noch Sonderbestimmungen im Strafrecht“, erinnert sich WASt-Leiter Wolfgang Wilhelm an die Anfangsjahre zurück. „Die Wiener Stadtpolitik hat uns aber immer unterstützt und nach und nach haben wir uns als Dienststelle auch den Respekt, sowie die Anerkennung der Verwaltung erarbeitet und die Freundschaft vieler Kolleg*innen gewonnen. Mussten wir anfangs viel Überzeugungsarbeit für die Relevant unserer Themen leisten und uns in Arbeitsgruppen noch hinein reklamieren und, werden wir und unsere Themen heute ganz selbstverständlich involviert und ein intersektionaler Ansatz prägt das Mindset der Wiener Stadtverwaltung. Wir traten nie belehrend auf, sondern wir verstehen uns als Servicestelle, die Kolleg*innen in anderen Verwaltungseinheiten, aber auch in stadtexternen Organisationen und Unternehmen sensibilisiert und ihnen so hilft, der Diversität unserer Wiener Bevölkerung noch besser gerecht zu werden“, fasst Wolfgang Wilhelm die Arbeitsweise seiner Stelle zusammen.

Ausblick auf künftige Arbeit

Auch die jüngste Studie der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) zeigt, dass in Europa noch viel zu tun ist, um LGBTIQ-feindliche Diskriminierung weiter zu bekämpfen.

„Wir freuen uns, dass die Wiener Stadtverwaltung gemeinsam mit der Politik in diesem Themenbereich Geschichte geschrieben hat und sind uns bewusst, dass den bisherigen Kapiteln noch viele weitere folgen müssen. Wir werden daher den gemeinsamen ‚Wiener Weg‘ fortsetzen, damit unsere Stadt auch für die nächsten Generationen lebenswert, offener und inklusiver wird. Es ist uns wichtig, Antidiskriminierung in allem was wir tun auch wirklich zu leben – in der Politik und in der Verwaltung“, so Christoph Wiederkehr, Jürgen Czernohorszky, Dietmar Griebler und Wolfgang Wilhelm abschließend.

Überblick über die Aufgaben der WASt

Mit der Gründung der WASt im Jahre 1998 folgte die Stadt Wien dem internationalen Trend, die Anliegen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen transgender und intergeschlechtlichen Menschen durch die Implementierung einer kommunalen Anlaufstelle zu unterstützen. Die Aufgaben der Dienststelle haben sich in den letzten 25 Jahren kontinuierlich erweitert, was sich auch in einer zweifachen Namenserweitung zeigt, galt es doch, immer mehr Menschen aus dem LGBTIQ-Spektrum sichtbar zu machen.

Die WASt bietet heute anonyme und kostenfreie Beratung für alle Wiener*innen an und hilft im Diskriminierungsfall weiter. Sie führt stadtintern und -extern Vorträge, Seminare und Workshops für Expert*innen, Vereine und Organisationen durch und informiert über die unterschiedlichsten Aspekte sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten in vielfältigen Publikationen. Sie erarbeitet Empfehlungen für Politik, Verwaltung und Wirtschaft, organisiert alljährlich eine große internationale Fachkonferenz und vertieft mit der Veranstaltungsreihe „Queere Stadtgespräche“ aktuelle LGBTIQ-relevante Diskurse. Im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit nimmt sie an zahlreichen Veranstaltungen in ganz Österreich teil und ist Bindeglied zwischen der Stadt Wien und der queeren Community und ihren NGOs. Sie initiierte die österreichweit ersten Verleihungen von Verdienstzeichen für LGBTIQ-Aktivist*innen, beauftragt wissenschaftliche Studien und ist Gründungsmitglied des Internationalen Rainbow Cities Netzwerkes (RCN).

Zu den aktuellsten Leistungen der Stelle zählen u.a. die Erarbeitung der Eltern-Broschüre „Vielfalt – Ich liebe mein Kind, wie es ist?!“ in Kooperation mit wienXtra, die Gründung eines Round Tables zum Dialog der Stadt Wien und der Wiener Polizei mit queeren NGOs, die Schaffung des neuen Fördertopfes „Wiener Regenbogenmonat Juni“, die inhaltliche Betreuung von Kampagnen wie „Amtliche Buntmachung“, „Kein Recht auf lückenloses Glück!?“ und „Lebe deine Liebe!“, sowie in Kooperation mit der KÖR-Kunst im öffentlichen Raum GmbH die Realisierung von ARCUS-Schatten eines Regenbogens, des Wiener Denkmals für die Männer und Frauen, die Opfer der NS-Homosexuellen-Verfolgung wurden im Wiener Resselpark.


Quelle: Stadt Wien



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