Salzburg: Perchten wünschen „an Fried, an Reim und an G’sund“
Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
Tausende Besucher beim Pongauer Perchtenlauf in Altenmarkt
(LK) 21 Schön- und 40 Schiachperchten, symbolträchtige Figuren wie Habergeiß, Rettenbachbock, Baumwerker und Tannenzapfenmandl oder auch der Tappenkarlindwurm und viele andere haben heute am Dreikönigstag in Altenmarkt die Besucher begeistert. Ohne eine Referenz und „an Fried, an Reim und an G’sund“ wollen viele Salzburger nicht ins neue Jahr starten.
Zum 64. Mal fand heuer der Pongauer Perchtenlauf statt, zum 17. Mal versammelten sich die mystischen Figuren in der Enns-Gemeinde. Abwechselnd findet der Lauf dabei im Gasteinertal, in Bischofshofen, in St. Johann im Pongau und eben in Altenmarkt statt.
Haslauer: „Lebendiges Brauchtum.“
280 aktive Teilnehmer und weitere 190 Personen in der Organisation machen den Pongauer Perchtenlauf zu einer der größten Brauchtumsveranstaltungen im Bezirk. „Alle, die meist ehrenamtlich mithelfen, zeigen, dass die Bräuche in Salzburg lebendig sind. Durch ihre Pflege zeigen die Perchten die Verbindung zur Tradition und zur Volkskultur unseres Landes. Viele Salzburger können sich einen Start ins neue Jahr ohne ,an Fried, an Reim und an G’sund‘ gar nicht vorstellen“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der gemeinsam mit Bundesminister Martin Kocher, er war auf Heimaturlaub, und dem Altenmarkter Bürgermeister Rupert Winter ebenfalls eine Referenz bekam. Perchtenhauptmann Manfred Steger hatte noch mehr Referenzen auf der Liste stehen, denn die Ehrengäste waren zahlreich.
Steger: „Hunderte Stunden Vorbereitung.“
Seit rund 16 Jahren ist Manfred Steger bei den Perchten aktiv, als Hauptmann geht er voran. „Die Vorfreude war enorm. In den vergangenen Monaten wurden mehr als 300 Stunden in die Vorbereitung investiert, zum Beispiel die Perchtenkappen und Felle herausgeputzt. Etwa wurde die Figur des Tappenkarlindwurm rundherum erneuert“, so Steger, der sich in seiner Referenz für den Landeshauptmann für die kräftige Unterstützung für die Volkskultur im ganzen Bundesland bedankte.
Ehrenvolle Aufgabe
Die 21 prächtigen Schönperchten wurden am Dreikönigstag jeweils von einer „Dame“ begleitet: „Geschminkt werden die Männer von Kosmetikerinnen aus dem Ort, damit sie fesch sind. Aber auch die Partnerinnen der Männer helfen tatkräftig mit“, betont Manfred Steger und ergänzt: „Der Umzug ist körperlich anstrengend. Zwischen 15 und 50 Kilogramm wiegen die Kappen der Schönperchten, die mit Spiegeln verziert und mit Blumen geschmückt sind. Rund 60 Mal haben sie sich heute vor den Besuchern verneigt und ihnen so ihre Referenz erwiesen.“
Schönpercht als ehrenvolle Aufgabe
Einige der Schönperchten haben als „Damen“ oder als andere Figuren begonnen und sich Schritt für Schritt hinaufgearbeitet. „Es ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe, eine der 21 Kappen zu tragen und diese Tradition wird auch in den Familien weitergegeben. Beispielsweise hat heute ein Sohn eine Percht getragen, die sein Vater eigenhändig gebaut hat. Ein Neffe hat die Kappe seines Onkels übernommen und dieses Jahr laufen erstmals Vater und Sohn mit, die ihre Rollen getauscht haben. Dem Vater wurde der Kopfschmuck zu schwer. Dieser trägt jetzt sein Sohn, dafür begleitet der Vater ihn als ,Dame‘“, berichtet Manfred Steger.
Lexikon Figuren „Pongauer Perchtenlauf“
Natürlich hat jede Figur, jede Kappe beim Pongauer Perchtenlauf eine besondere Bedeutung und Symbolik. Hier ein paar Beispiele:
- Schönperchten: Sie symbolisieren das Frühjahr und sollen Licht und Fruchtbarkeit bringen. Ihnen zur Seite steht jeweils eine „Begleitdame“. Es sind geschminkte Männer. Sie kümmern sich bei der Verneigung der Perchten darum, dass sich die Schönperchten mit ihren schweren Kappen wieder aufrichten können.
- Schiachperchten: Sie vertreiben mit lautem Getöse ihrer Schellen und Schreie die Winterfinsternis und bereiten den Weg für den Einzug der Schönperchten.
- Der Rettenbachbock mit Treiber: Er ist ein Fabelwesen aus der Altenmarkter Sagenwelt. Der Teufel verführte immer wieder junge Damen im kleinen Bergraben Rettenbach, doch er wurde dort erfolgreich in die Flucht geschlagen und floh als Rettenbachbock.
- Der Tappenkarlindwurm: Dem Sagenwesen wird das Verschwinden so mancher Almtiere nachgesagt. Dieser wurde manchmal im Tappenkarsee gesehen.
- Baumwerker und Tannenzapfenmandl: Sind Waldgeister aus der Sagenwelt, die mit Schnee und Reisig um sich werfen. Sie stehen für den Wald und auch für die gefährliche Holzarbeit.
- Habergeiß mit Treiber: Wenn Damen die Aufmerksamkeit der Habergeiß bekommen, ist dies ein Zeichen für Fruchtbarkeit in der Familie.
- Sieben Vorreiter (Schnalzer): Ihre Peitschen sind etwas kürzer als bei den Aperschnalzern im Zentralraum und sie führen diese nur in einer Hand. Früher waren sie ein Mittel der Kommunikation von Berg zu Berg und haben auf den Almen gefährliche Wildtiere verscheucht. Heute führen sie den Perchtenumzug an.
- Körblmandl und Körblweibl: Sie tragen umgebaute Körbe und sind lustige Figuren, die die Leute ärgern.
- Schneider mit langer Holzschere: In der Zeit, als die Perchten von Hof zu Hof zogen, war der Schneider vor allem beim weiblichen Personal sehr beliebt, weil sie allerlei Neuigkeiten zu erzählen wussten. Heute schleicht sich der Schneider beim Lauf an die Zuseher heran und hebt mit seiner Holzschere Mützen und Hauben vom Kopf der Leute. Diese müssen dann ausgelöst werden.
- Hanswurst: Entstammt ursprünglich der Vorweihnachtszeit. Er führt eine Puppe mit, die an einem langen Strick befestigt ist und die den Mädchen zugeworfen wird. Jene die getroffen werden haben - der alten Überlieferung nach - ein fruchtbares Jahr vor sich.
Quelle: Land Salzburg