Rotenburg: Manipulationen am Lkw - Rollende Gefahren auf der Straße
ots/Polizeiinspektion Rotenburg
Sittensen/A1 (ots) - Wenn man Sprit sparend mit 120 Km/h auf der Autobahn fährt und dann von einem 40-Tonnen-Sattelzug überholt wird... Wie ist das möglich? Hier geht es natürlich nicht mit rechten Dingen zu. "Manipulationen am Lkw und ihre Folgen" war das Thema des 193. Fernfahrerstammtisch der Polizeidirektion Lüneburg am vergangenen Mittwochabend an der Rastanlage Ostetal (Süd), direkt an der BAB 1. Mit Polizeihauptkommissarin Marlies Farrar von der Verkehrsdirektion 4 der Polizei Hamburg und Dipl.-Ingenieur und Kfz-Sachverständiger Sven Schaadt von der DEKRA konnten zwei sehr gute und erfahrene Referenten gewonnen werden, die den Stammtisch mit ihren 27 Teilnehmern sehr belebten.
Zunächst leitete Stammtisch-Moderatorin Andrea Möller aber mit einem wichtigen und neuen Projekt ein. Da Berufskraftfahrer oftmals Außergewöhnliches leisten und auch unter erschwerten Bedingungen arbeiten müssen, brauchen sie auch Unterstützung. Der Verein DocStop für Europäer e.V. hat erstmals in diesem Jahr den DocStop Award ins Leben gerufen. Hierbei werden Unternehmen ausgezeichnet, die sich über das normale Maß hinaus für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die allgemeinen Lebensumstände von Berufskraftfahrern einsetzen.
Anschließend berichtete Polizeihauptkommissarin Farrar aus ihrem umfangreichen Erfahrungsschatz. Hier wurde schnell deutlich, oftmals sind Verkehrsunfälle mit Lkw deutlich komplexer als es den Anschein hat. Denn hier besteht immer die Möglichkeit, dass der verursachende Lkw manipuliert wurde und der damit verbundene Ausfall der Assistenzsysteme unfallursächlich war. Bilder von Unfällen aus Spanien, Frankreich und natürlich auch Deutschland mit schwer beschädigten Lkw und kaum noch erkennbaren Pkw zeigten schnell das Ausmaß von Manipulationen am Lkw. Abschließend zeigte PHK'in Farrar noch ein Video von einem Test der estnischen Polizei. Hierbei konnten sich die Teilnehmer ein Bild von den Unterschieden beim Bremsen und Ausweichen eines manipulierten Lkw und eines nicht manipulierten Lkw machen.
Dipl.-Ingenieur Schaadt ergänzte den Themenbereich als Kfz-Sachverständiger und machte in aller Deutlichkeit klar, dass eine Manipulation nicht nur dem Kontrollgerät zur Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten während der Fahrt eine Pause vorgaukelt, sondern auch allen anderen Systemen im Fahrzeug falsche Informationen übermittelt. So sind insbesondere das ABS und ESP, die elektronische Lenkunterstützung, die Geschwindigkeitsregelanlage und der Tempomat sowie der Abstandsregler betroffen. Falsche Informationen in den Systemen können für falsche Reaktionen der Systeme sorgen und dadurch Verkehrsunfälle mit teilweise schweren Ausgängen verursachen. Viele solcher Verkehrsunfälle konnte der Kfz-Sachverständiger bereits rekonstruieren und auf Manipulationen zurückführen. Sven Schaadt führte weiter aus, dass Manipulationen grundsätzlich zwei verschiedene Zielrichtungen haben. Zum einen das Verbergen von Lenkzeiten und Vortäuschen von Ruhezeiten, um längere Fahrtzeiten zu ermöglichen. Zum anderen die Erhöhung der Fahrtgeschwindigkeit, um den Ladungsempfänger schneller erreichen zu können.
Abschließend wurde unisono herausgestellt, das Manipulieren von Lkw ist kein Kavaliersdelikt, sondern Wirtschaftskriminalität. Die Unternehmen, die ihre Lkw manipulieren, verschaffen sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil gegenüber anderen Unternehmen, die sich an die Lenk- und Ruhezeiten halten und riskieren hierbei noch das Leben ihrer Fahrer und anderer Verkehrsteilnehmer. Viele Fragen während und vor allem nach den Vorträgen zeigten dem Moderatorenteam des Fernfahrerstammtisches, dass dieses Thema sehr positiv angenommen wurde. Es konnten alle Fragen zufriedenstellend beantwortet werden, so dass dieser Fernfahrerstammtisch wieder ein voller Erfolg war.
Der nächste Fernfahrerstammtisch findet in der Weihnachtsedition am 07.12.2022 wieder an der Rastanlage Ostetal in Fahrtrichtung Hamburg statt.
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