Wien: MAK zeigt "KLIMTS LEHRER. Jahre an der Kunstgewerbeschule"
Foto: © Otmar Rychlik
Foto: © MAK/Georg Mayer
Wien (OTS) - Gustav Klimt (1862–1918) zählt zu den schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten, die Österreich je hervorgebracht hat. Als wichtigster Vertreter des Wiener Jugendstils und einer der international bekanntesten österreichischen Maler gilt er als Genie von Weltrang. Über kaum einen Künstler wurde so umfassend publiziert. Umso erstaunlicher ist, dass der wichtige Einfluss, den Klimts Studienzeit und seine Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule auf sein Werk ausübten, bisher kaum aufgearbeitet wurde. Mit der Ausstellung "KLIMTS LEHRER. Jahre an der Kunstgewerbeschule" (3. November 2021 – 13. März 2022) leistet das MAK Pionierarbeit und nimmt sich erstmals der Bedeutung der Lehrjahre für den Jahrhundertkünstler an.
„Ich habe von ihm alles gelernt“, soll Gustav Klimt einst über Ferdinand Laufberger (1829–1881), seinen Professor an der Kunstgewerbeschule, gesagt haben. Laufberger, den Klimt zeitlebens verehrte, war einer der bedeutendsten Professoren an der Kunstgewerbeschule, die mit ihrem modernen Ausbildungsprogramm dem Studium an der Akademie der bildenden Künste weit überlegen war. Laufberger, der teilweise im Paris der frühen 1860er Jahre ausgebildet wurde und dort bereits mit dem Impressionismus in Berührung kam, gab seine sehr präzise Genremalerei an Klimt weiter. Von Laufberger, aber auch von Michael Rieser (1828–1905), dem Künstler des Hochaltarmosaiks in der Wiener Schottenkirche (1880), erlernte Klimt das detailgenaue, geradezu fotorealistische Zeichnen und Malen. Diese absolute Präzision spielt in seinem gesamten Werk eine bedeutende Rolle. Es macht Klimts Genialität aus, dass er seine freien Innovationen auf der Grundlage einer perfekten akademischen Ausbildung entwickelte.
Nahezu alle seine Lehrer hinterließen Spuren im Werk des Meisterschülers und späteren Weltstars Gustav Klimt: Die Verwendung von Gold bei den religiösen Bildern von Michael Rieser hat etwa noch in der „Goldenen Adele“ Spuren hinterlassen. Ludwig Minnigerode (1847–1930) hat ihn als herausragender Porträtist inspiriert, der Einfluss des Blumenmalers Friedrich Sturm (1823–1898) ist noch in den Blüten um die von Klimt porträtierte Sonja Knips spürbar.
In elf Kapiteln taucht die Ausstellung "KLIMTS LEHRER. Jahre an der Kunstgewerbeschule" in das Schaffen der für Klimt wichtigen Lehrer ein und setzt es direkt in Bezug zu seinem Werk.
Von den Zeichnungen des Schülers bis zu einem seiner „Meisterstücke“, dem Gemälde "Fabel" (1883), spannt sich der Bogen des in der Ausstellung exemplarisch dargestellten Frühwerks. Dabei kommt der Gründung der „Malerkompanie“ (1879) – gemeinsam mit seinem Mitschüler Franz Matsch (1861–1942) und seinem ebenfalls an der Kunstgewerbeschule studierenden Bruder Ernst Klimt (1864–1892) – unter kräftiger Mithilfe von Rudolf von Eitelberger (1817–1885) und den Kunstgewerbeschullehrern besondere Bedeutung zu. Als Schöpfer der Kunstgewerbeschule, Kunsthistoriker, maßgeblicher Kunsttheoretiker der Ringstraßenzeit und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kunstgewerbeschule war Rudolf von Eitelberger für alle Kunstschaffenden dieser Zeit eine Identifikationsfigur, so sicher auch für den jungen Klimt.
Die Fachwelt ist sich darüber einig, dass die Studienzeit für Klimt eine weit größere Bedeutung hatte, als dies bei Künstler*innen üblicherweise der Fall ist. Ein besonderes Anliegen der Ausstellung ist es, herauszuarbeiten, dass Klimts Lehrer nicht nur Pädagogen, sondern selbst bedeutende Künstler waren. Sie alle führten Aufträge für öffentliche Bauten an der Ringstraße, an und in Privatbauten und auch im Ausland aus. Michael Rieser und Ferdinand Laufberger waren an der Ausstattung der Votivkirche beteiligt. Laufbergers figurale und dekorative Hauptwerke sind (teils verloren gegangene) Sgrafitto-Zyklen in den Höfen des Kunsthistorischen Museums und an den Fassaden des MAK. Auch in Deutschland war Laufberger tätig, etwa für den Architekten Paul Wallot, den Erbauer des Berliner Reichstagsgebäudes (heute Parlament).
Über die Lehrer hinaus geht die Ausstellung auch auf Künstler ein, die Klimt inspirierten: an erster Stelle der damals in Wien tätige Anselm von Feuerbach (1829–1880), außerdem Symbolisten wie Hans von Marées (1837–1887) und Pierre Puvis de Chavannes (1824–1898). Diese – damals sehr fortschrittlichen – Künstler bildeten Gestaltungsprinzipien aus, die sich eng an die Bildfläche binden und damit den raumgreifenden, theatralischen Illusionismus etwa eines Hans Makart (1840–1884) und der Salonmalerei zugunsten der Vormoderne überwanden.
Die Schau schließt mit dem Kapitel „Ausklang“, das den durch seine Ausbildung gereiften Klimt zeigt. Zwei prominente Beispiele aus der MAK-Sammlung – das Plakat für das Musik- und Theaterfest der Stadt Wien (1893), das Klimt gemeinsam mit seinem Bruder Ernst entwarf, und das Plakat für die 1. Secessionsausstellung (1898), das als Symbol für die Wiener Moderne schlechthin gilt – markieren den Höhe- und Schlusspunkt der musealen Aufarbeitung von Klimts Lehrjahren.
Die rund 180 gezeigten Objekte, davon 18 Arbeiten von Gustav Klimt, stammen aus der umfangreichen Sammlung des MAK, außerdem aus anderen Wiener Museen, Privatsammlungen und von nationalen und internationalen Leihgebern. Das MAK, das als Kompetenzzentrum der Wiener Moderne gilt, hat im Zuge der Ausstellung den rund 600 Blätter umfassenden Nachlass von Ferdinand Laufberger aufgearbeitet, digitalisiert und restauriert.
Eröffnung: Dienstag, 2. November 2021, 19:00 Uhr, Eintritt frei Ausstellungsort: Zentraler Raum MAK DESIGN LAB, MAK, Stubenring 5, 1010 Wien Ausstellungsdauer: 3. November 2021 – 13. März 2022 Öffnungszeiten: Di 10:00–21:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr
Gastkurator: Otmar Rychlik MAK-Kuratorin: Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv Grafische Gestaltung: Maria Anna Friedl Publikation: Otmar Rychlik, "GUSTAV KLIMTS LEHRER", Edition KunstAgentur, Wien 2021, ca. 220 Seiten, € 404
Rahmenprogramm: Online-Zoom-Talk im Rahmen der Reihe "MAK im Dialog" Di, 16.11.2021, 18:30 Uhr Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel im Gespräch mit dem Gastkurator und Kunsthistoriker Otmar Rychlik und der Kunsthistorikerin Julia Rüdiger
MAK-Eintritt: € 14 / ermäßigt € 11 / Familienkarte € 15 Jeden Dienstag 18:00–21:00 Uhr: Eintritt € 6 Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19
Quelle: OTS