Münster: Kriminalstatistik 2021 - Insgesamt weniger Straftaten - Steigende Aufklärungsquote - Straßenkriminalität auf Zehnjahrestief - Anstieg der Gewaltdelikte

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Foto: Polizei Münster (Das Foto zeigt den Polizeipräsidenten Falk Schnabel und den Leitenenden Kriminaldirektor Jürgen Dekker (v. r.)) Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
ots/Polizei Münster
21 Feb 19:40 2022 von Presseportal.de Print This Article

Münster (ots) - Die Polizeiliche Kriminalstatistik weist für Münster im Jahr 2021 einen leichten Rückgang aus. Die Zahl der Straftaten ist um 457 Delikte von 26.750 auf 26.293 Fälle gesunken und liegt damit auf dem zweitniedrigsten Wert im Zehnjahresvergleich. Die Aufklärungsquote ist von 42,59 Prozent auf 44,18 Prozent gestiegen, ein Plus von 1,59 Prozentpunkten. Die Anzahl der Gewaltdelikte stieg um 85 Fälle auf 793, das ist ein Plus von 12,01 Prozent. Zu den Gewaltdelikten gehören unter anderem alle Raub- sowie gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte. Sie machten 2021 mit 94,45 Prozent den größten Anteil der Gewaltdelikte aus. Die Tatorte der Gewaltkriminalität lagen 2021 schwerpunktmäßig am Hafen, im Bereich des Hauptbahnhofes und in der Innenstadt. Dabei spielen auch Auseinandersetzungen von Personengruppen innerhalb der dortigen Szene eine Rolle. Gut ein Viertel der Gewaltdelikte (26,19 Prozent) ereignete sich im Bereich des Hauptbahnhofes.

Die Straßenkriminalität liegt mit 8.848 Fällen um 861 niedriger als im Vorjahr, das bedeutet einen Rückgang um 8,87 Prozent und den niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre. "Die Sicherheit im öffentlichen Raum ist weiter mein zentrales Anliegen", betonte Polizeipräsident Falk Schnabel heute (21.2.) bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik in Münster. "Mit unserem neuen Behördenziel 'Stärkung der öffentlichen Sicherheit und des Sicherheitsgefühls an identifizierten Brennpunkten in Münster' wollen wir zukünftig noch schneller auf neu auftretende Phänomene in der Stadt reagieren und zielgerichtet Maßnahmen ergreifen", erklärte Schnabel. "Die Situation am Aasee im vergangenen Sommer hat uns gezeigt, dass wir solchen Entwicklungen sofort entgegenwirken müssen. Daneben wird auch die Bekämpfung der Kriminalität rund um den Hauptbahnhof im Jahr 2022 weiter hohe Priorität haben." Für die Umsetzung der Ziele in der Kriminalitätsbekämpfung ist seit Anfang Februar 2022 der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Dekker, der neue Leiter der Direktion Kriminalität, beim Polizeipräsidium Münster verantwortlich. Dekker war zuvor stellvertretender Leiter der Direktion Kriminalität beim Polizeipräsidium Duisburg. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Aufklärungsquote in den kommenden Jahren noch weiter zu erhöhen", erläuterte Jürgen Dekker. "Der richtige Weg ist bereits eingeschlagen." Im Jahr 2021 erreichte die Aufklärungsquote mit 44,18 Prozent den vierthöchsten Wert im Zehnjahresvergleich.

Positiv ist die Entwicklung bei den Fahrraddiebstählen. Diese gingen im Vergleich zum Vorjahr um 281 Fälle auf 4.182 zurück. Die Aufklärungsquote stieg auf 7,56 Prozent. Annähernd jede sechste Straftat in Münster ist ein Fahrraddiebstahl. Immer häufiger werden bevorzugt Pedelecs gestohlen. Diese sind meist viel teurer als herkömmliche Fahrräder. Dadurch stieg die Schadenssumme in diesem Deliktsbereich erheblich an.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist erneut weiter rückläufig und lag im Jahr 2021 mit 276 auf einem Tiefstwert der letzten zwanzig Jahre. Im Jahr 2020 waren es 278. Fast verdoppelt haben sich hingegen die Kellereinbrüche. Sie stiegen von 395 auf 742 Straftaten, das sind fast 88 Prozent mehr. Die Verlagerung der Beschaffungskriminalität spielte bei diesen Delikten möglicherweise eine entscheidende Rolle. Gesunken sind die Körperverletzungsdelikte. Im Jahr 2021 waren es 2.011 Straftaten, 49 weniger als im Jahr zuvor. Damit sind die Straftaten in diesem Deliktsfeld im vierten Jahr rückläufig. Gestiegen sind die Raubdelikte. 2021 registrierte die Polizei in Münster 40 Raubdelikte mehr (213) als im Jahr 2020 (173). Das Polizeipräsidium Münster verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt 424 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, 28 Fälle weniger als im Jahr 2020. Die Ermittlungskommission (EK) Rose hat weiterhin Bestand. Ihre umfangreichen Ermittlungen führten bis dato zur Identifizierung von 59 männlichen und weiblichen Tatverdächtigen, 31 dieser Personen sind derzeit in Haft. 31 minderjährige Opfer konnten von der EK Rose identifiziert und damit weitere Missbrauchshandlungen verhindert werden. Beim schweren sexuellen Missbrauch von Kindern ging die Zahl der Fälle von 121 auf 66 zurück. Die Aufklärungsquote blieb mit 84,85 Prozent nahezu unverändert. Bei der Verbreitung, dem Erwerb, dem Besitz und der Herstellung kinderpornografischer Schriften verzeichnete die Behörde 107 Fälle (2020: 81), die Aufklärungsquote lag bei 92,52 Prozent. Einen besonderen Fokus legt die Polizei Münster seit mehreren Jahren auf die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität. Das konsequente Vorgehen führte zu einer erneuten Steigerung der Fallzahlen in diesem Bereich. Deckten die Kriminalisten im vorletzten Jahr 1.366 Fälle auf, lag die Zahl im Jahr 2021 bei 1.508. Das ist ein Anstieg von mehr als 10 Prozent und stellt den höchsten Wert der letzten 20 Jahre dar. Regelmäßige Kontrollen und Razzien in Kombination mit den zum Teil aufwändigen Ermittlungen gegen Drogendealer führten zum Erfolg. Allein im vergangenen Jahr wurden 74 Täter wegen illegalen Rauschgifthandels festgenommen, 15 davon befinden sich in Haft. Im Bereich der Computerkriminalität ereigneten sich 2021 insgesamt 415 Taten, im Vorjahr waren es 388. Das bedeutet einen Anstieg von 27 Taten. Die Aufklärungsquote stieg um 5,62 Prozentpunkte auf 26,75 Prozent.

Das Polizeipräsidium Münster übernimmt bei bestimmten Delikten die Ermittlungen im gesamten Münsterland. Von herausragendem Interesse sind dabei immer wieder die Einsätze der Mordkommissionen. Im vergangenen Jahr führten Beamtinnen und Beamte des Polizeipräsidiums Münster 30 Mordkommissionen, davon zehn im Stadtgebiet Münster.

Zwei besonders herausragende Fälle:

Im Juni 2021 gerieten zwei jeweils achtköpfige Personengruppen am Aasee im Bereich der dortigen Torminbrücke untereinander in Streit. Im weiteren Verlauf wurden zwei Geschädigte von einem zunächst Unbekannten mit einem Messer attackiert und verletzt. Ein Geschädigter erlitt Stiche in Lunge und Darm sowie Schnittverletzungen im Bauchbereich. Er wurde notoperiert und überlebte. Im Rahmen der umfangreichen Ermittlungen ergab sich ein dringender Tatverdacht gegen drei Beschuldigte, die im Laufe der Ermittlungen festgenommen werden konnten. Gegen den Messerstecher wurde Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen.

Im Juli 2021 gerieten zwei am Schlossplatz feiernde Gruppen in einen Streit, welcher zu einer Schlägerei ausartete. In dessen Verlauf zog der 18-jährige Beschuldigte ein mitgeführtes Messer und stach einem Geschädigten in den Hals. Zwei weitere Geschädigte erlitten jeweils Schnittverletzungen. Der am Hals verletzte Geschädigte wurde notoperiert und überlebte schwerverletzt. Der zunächst vom Tatort geflüchtete Beschuldigte konnte durch umfangreiche Ermittlungen identifiziert und festgenommen werden. Das Amtsgericht Münster erließ Haftbefehl wegen versuchten Totschlags.

Beide Verhandlungen finden zurzeit vor dem Landgericht Münster statt.

Anders als im Jahr zuvor gab es 2021 in Münster allerdings kein vollendetes vorsätzliches Tötungsdelikt (Mord oder Totschlag). Seit 2019 wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst, wie oft ein Messer bei einer Straftat zum Einsatz kam. Im Jahr 2021 geschah dies in 89 Fällen (2020: 55 Fälle), insbesondere bei Raubdelikten, bei gefährlichen Körperverletzungen und Bedrohungen. 31 Opfer wurden dabei leicht und fünf schwer verletzt. Gegen diese Entwicklung will die Polizei Münster verstärkt auch präventiv mit den Mitteln des Polizeigesetzes vorgehen.

Die Angriffe auf Amtsträger und Rettungskräfte haben im vergangenen Jahr zugenommen. Bei dem Delikt "Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen" verzeichnete die Behörde 208 Fälle, 42 mehr als im Jahr zuvor. Das bedeutet ein Plus von 25,30 Prozent. Überwiegend waren davon Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte betroffen. "Ich finde diese Entwicklung erschreckend. Der Rechtsstaat muss hier klare Kante zeigen", betonte Falk Schnabel abschließend.

Die gesamte Bilanz ist auf der Homepage der Polizei Münster abrufbar: https://muenster.polizei.nrw/sites/default/files/2022-02/Kriminalstatistik_2021.pdf



Quelle: Original-Content von: Polizei Münster, übermittelt durch news aktuell



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