Hagen: Es läuft in Hagen... oder besser: Sie fährt in Hagen - Trial
ots/Polizei Hagen
Hagen (ots) - Ganz am Anfang "standen die bösen Vorahnungen Schlange" im Hagener Polizeipräsidium.
Julia*, ein typischer Fall für die Initiative "Kurve kriegen". Alter: 14 Jahre Straftaten: jede Menge Drogenkonsum: reichlich Schulbesuch: in homöopathischen Dosen Elternhaus: kein Bock drauf, häufig "abgängig" und vermisst Prognose: Hochgradig kriminalitätsgefährdet, Perspektive "Intensivtäterkarriere"
"Unsere Prognose war, dass Julia auf dem direkten Weg zur Intensivstraftäterin war", erklärt Kriminalhauptkommissar Thomas Genster von der Dienststelle Kriminalprävention/Opferschutz der Polizei Hagen. Zusammen mit Diplom-Heilpädagogin Jennifer Brockhaus, die die Polizei Hagen als pädagogische Fachkraft unterstützt, setzten sich der erfahrene Beamte und die Pädagogin für die Jugendliche ein und legten so den Grundstein für die Wende.
Es hat gedauert, aber die Experten aus dem Fachkräfteteam "Kurve kriegen" der Polizei Hagen, allen voran Jennifer Brockhaus, die als Pädagogische Fachkraft für die Initiative arbeitet und für Julia zuständig ist, haben sich ihr angenommen. Ganze drei Jahre und viele Hilfestellungen brauchte Julia, um ihren Weg zu finden. Drei Jahre, in der Jennifer Brockhaus intensiv mit ihr und Julia an sich arbeitete. Eine anstrengende Zeit, in der es galt, Julias Stärken zu sondieren und die kriminalitätsfördernden Risiken abzubauen.
Und dabei misst man den Fortschritt manchmal in Zentimetern. Schritt für Schritt gelang es, Julias Vertrauen zu gewinnen. Anfangs fanden Gespräche mit ihr nur unregelmäßig statt und manchmal musste man sie suchen, um sie zu treffen. Aus "hier und da" wurde regelmäßig, aus Skepsis und Misstrauen wurde eine tragfähige Beziehung. Die Basis für alles Weitere. Für Julia, so kristallisierte es sich heraus, war Sport eine sehr passende Möglichkeit, um ihre Aggressionen in den Griff zu bekommen bzw. sie kanalisieren zu können. Über den Verein "Aktion Sport statt Gewalt" entdeckte Julia ihre Passion für Motorrad-Trials. Hier konnte sie ihre negativen Energien in positive kehren. Mit den Sportterminen kam ein erstes Stück Tagesstruktur in ihr Leben und Trial wurde für sie zum regelmäßigen Hobby. Es folgten Nachhilfe, ein Antigewalt-Training und weitere Maßnahmen, die ihre Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen ausbauten.
Die heute 17-Jährige ist mittlerweile Klassenbeste, sehr engagiert fleißig und auf direktem Weg zum Abitur. Sozialpädagogik möchte sie studieren. Ihr Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen zu helfen, die ähnlich wie sie auf die schiefe Bahn geraten sind. Julia hat die Kurve gekriegt.
Ein toller Erfolg für das "Kurve kriegen-Team" der Polizei in Hagen, das übrigens seit 2011 am Start ist und bis dato bereits 87 solch erfolgreicher Absolventen verzeichnen kann. 87 junge Menschen, die wie Julia auf dem Weg in eine "Intensivtäterkarriere" waren. Und für Julia gab es noch ein ganz besonderes "Bonbon".
Die Stüllenberg Stiftung aus Münster, die als sozialer Förderer die Initiative "Kurve kriegen" unterstützt ("Wirkungsorientierte Co-Förderung"), wurde auf sie aufmerksam. Von dort erhält sie nun eine Art Stipendium, dass sie dabei unterstützt, langfristig, auch nach Beendigung der Initiative, die "Spur zu halten". Und weil Klaus Stüllenberg, der Stiftungsvorstand, selber ein passionierter Trial-Sportler war, ließ er es sich, pragmatisch wie er ist, nicht nehmen, dem Verein "Aktion Sport statt Gewalt" kurzerhand seine alte Maschine zu überlassen. Die Übergabe fand im September 2022 auf dem Trial-Gelände in Hagen statt.
Mehr Informationen zu "Kurve kriegen" finden Sie hier: https://www.kurvekriegen.nrw.de
*Name geändert
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