Niederösterreich: Energiegipfel im Zeichen von innovativem Energiemanagement

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LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf mit Expertinnen und Experten beim Gespräch vor Journalistinnen und Journalisten
Foto: .© NLK Burchhart
30 Mai 12:00 2024 von Redaktion Salzburg Print This Article

LH-Stv. Pernkopf: Ausbau der Erneuerbaren „brummt“

Im Rahmen eines Energiegipfels unter dem Motto „Innovatives Energiemanagement für morgen“ sprach LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf heute am Campus Krems über den Ausbau der Erneuerbaren sowie den damit verbundenen Innovationen. „Der Ausbau der Erneuerbaren brummt im wahrsten Sinn des Wortes, bringt damit aber auch die Netzkapazitäten und vieles andere an Leistungsgrenzen“, sagte Pernkopf und erklärte, dass „im Jahr 2023 in ganz Österreich und Niederösterreich so viele Anlagen gebaut worden sind, wie bis 2022 in Summe. Damit gibt es eine extrem positive Entwicklung, die uns gleichzeitig fordert.“

Teilweise liege man „weit über unseren Ausbauzielen“, das sei zwar gut, aber man müsse das Energiemanagement bestmöglich bewältigen. „Gott sei Dank gibt es diesen großartigen Ausbau und dieses Engagement von Unternehmen, der öffentlichen Hand und privaten Investoren. Aber wer A sagt, muss auch B sagen, das heißt, wir brauchen neben dem Ausbau auch starke Netze, mehr Speicher und ein intelligentes Energiemanagement“, unterstrich er. Daher habe man sich heute auf drei Punkte fokussiert: Erstens den Netzausbau, zweitens auf neue Speicherlösungen und drittens auf ein innovatives Netz- und Energiemanagement.

Beim Netzausbau werde seitens APG und EVN Netz „extrem viel investiert.“ Auch bei Stromspeichern sei 2023 extrem viel investiert worden, Pernkopf sprach von 800 Megawatt-Stunden an Heimspeichern. Das entspreche der dreifachen Leistung des Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug. Um den erneuerbar produzierten Strom entsprechend verteilen zu können, brauche es ein „innovatives Netz- und Energiemanagement, hier werden wir uns einiges von Australien abschauen und das Knowhow nutzen“, so Pernkopf.

Aufbauend auf den Ergebnissen des heutigen Energiegipfels werde man auch den Energiefahrplan Niederösterreichs aktualisieren, den Netzinfrastrukturplan in der Nachfolge des österreichischen Netzinfrastrukturplans ausarbeiten und ein Pilotprojekt zum Thema intelligente Netze nach dem australischen Modell starten. Weiters sagte Pernkopf, dass man beim heutigen Gipfel den Beschluss des ElWG noch vor dem Sommer gefordert habe. Zudem brauche es einen bundesweiten Ausgleich der Netzausbaukosten. Ebenso brauche es Anreize für Quartierspeicher – denn derzeit müsse die Netzabgabe doppelt bezahlt werden – nämlich beim Ein- und Ausspeisen.

Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur sagte: „Alle Erwartungen, die in den letzten Jahrzehnten an den erneuerbaren Ausbau gestellt wurden, sind bei weitem übertroffen worden. Das ist eine sehr positive Nachricht, führt aber auch dazu, dass wir jetzt mitten in einer extrem steilen Wachstumsphase sind. Es darf die Diskussion nicht aufkommen, dass jetzt zu schnell ausgebaut wird, wir müssen weiterhin ausbauen, brauchen viel und billigen Strom. Wenn wir diesen nicht haben, wird der Wirtschaftsstandort leiden.“

Fronius-CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß unterstrich, dass „wir mehr Erneuerbare Energie brauchen und wir müssen auch schauen, wie wir dementsprechend die Netze entlasten können. Wir müssen schauen, so viel wie möglich Photovoltaik an bestehende Netze anzuschließen. Dazu gibt es ein Modell in Australien mit uns.“ Dabei tausche der Netzbetreiber Daten mit Fronius aus und regle PV-Anlagen zu Spitzenzeiten ab. „Damit das möglich ist, muss es die Rahmenbedingungen geben, technisch ist es bereits möglich. In Österreich können wir das aber noch nicht machen, weil die gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen noch nicht gegeben sind.“

Gerhard Christiner, Vorstandsdirektor der Austrian Power Grid, unterstrich, dass die Energiewende eine fundamentale Systemwende sei: „Wir müssen unbedingt die Netze stärker ausbauen und brauchen mehr Speicherkapazitäten. Das ist unabdingbar, wenn wir die Energiewende zu einem Erfolg führen wollen.“ Es gebe massive Zubauten im Erneuerbaren Energiebereich, derzeit liege man bei 11.000 Megawatt - 6.500 MW Photovoltaik und rund 4.000 MW Wind. „Eine Leistung, die dem Spitzenverbrauch Österreichs nahekommt. Das Problem ist nur, diese Leistungen sind nicht gleicht verteilt in Österreich. 85% dieser Leistung sind im Osten Österreichs angesiedelt und nur 15% im Westen. Auf der anderen Seite haben wir im Westen die Pumpspeicherkraftwerke – also eine ideale Ergänzung, um die Überschüsse aus dem Osten in den Westen zu bringen. Was uns fehlt, sind leider die Netze. Wir haben es also laufend mit Engpässen zu tun.“ Als Netzbetreiber wolle man die Pflicht erfüllen und habe daher Ausbauprojekte in Höhe von rund neun Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren vorgesehen. Laut Christiner fehle aber die gesetzliche Grundlage, um beim Ausbau schneller voranzukommen.

Rudolf Schütz von electrify GmbH meinte, man werde in der „ganzen Thematik nur erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, Erzeugung und Speicherung intelligent zu vernetzen.“ Gemeinsam mit Kurt Leonhardsberger von neeom international gmbh werde man ein Projekt im Weinviertel installieren, wo man vorhandene Speicherkapazität zu einem virtuellen Großspeicher aggregiere.

Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich, sagte, man habe ein Bündel an Forschungsprojekten vor sich. Zudem wolle man die Bevölkerung weiterhin motivieren, die Energiewende zu forcieren und von dieser zu profitieren.


Quelle: Land Niederösterreich



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