Stuttgart: Diebesgut von der Polizei wiedergefunden
ots/Landeskriminalamt Baden-Württemberg
Stuttgart (ots) - Im Jahr 2018 verschwindet er aus der Klosterkirche in Schöntal: Die Figur eines Johannes, Teil einer Kreuzigungsdarstellung, fällt einem Diebstahl zum Opfer. Nun ist es dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg gelungen, das kostbare Stück aus der Ausstattung der ehemaligen Klosterkirche wiederzufinden. Am 18. August 2020 übergab LKA-Vizepräsident Andreas Renner die Johannesfigur an Michael Hörrmann, den Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Grosses Glück der Rückkehr in die Kirche "Kloster Schöntal und seine Klosterkirche sind als Ensemble mit der reichen Ausstattung aus mehreren Jahrhunderten ein besonderer Schatz", erklärt Michael Hörrmann. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sind für die konservatorische Betreuung des ehemaligen Klosters zuständig. Die Klosterkirche ist nicht nur ein bedeutendes barockes Monument, sie ist auch als katholische Gemeindekirche frei zugänglich. "Ein Diebstahl in einem solchen Monument ist immer besonders tragisch, weil die Situation das Konzept der freien Zugänglichkeit in Frage stellt.
Die Kirche ist für viele Menschen aus der Umgebung ein wichtiger Ort, sei es aus religiösen oder aus emotionalen Gründen", so Hörrmann. "Wir sind daher außerordentlich froh, dass es gelungen ist, die Figur wiederzufinden."
Das Landeskriminalamt ermittelt: Die Spur führt nach Frankreich Die Rückkehr der Johannesfigur ist einer hervorragenden grenzüberschreitenden Teamleistung zu verdanken: Die französische Gendarmerie, das Bundeskriminalamt und das LKA Baden-Württemberg durchsuchen im Februar und März 2019 in Frankreich bei einem einschlägig vorbestraften Kunstdieb. Ermöglicht wurde dies durch ein justizielles Rechtshilfeverfahren zwischen der Staatsanwaltschaft Offenburg auf deutscher und der Staatsanwaltschaft Saverne sowie dem Landgericht Sarreguemines auf französischer Seite. Der 49-jährige Beschuldigte steht im Verdacht, über Jahre hinweg Kunst aus Museen, Kirchen, Galerien und Auktionshäusern gestohlen zu haben. Der Mann ging dabei sehr geschickt vor, er entwendete die Werke meist am helllichten Tag und während der regulären Öffnungszeiten.
20 Kunstwerke aus Baden-Württemberg sichergestellt Insgesamt stellte die Polizei 26 in Deutschland gestohlene Kunstgegenstände sicher- davon 20 aus Baden-Württemberg. Darunter befindet sich unter anderem die im Mai 2018 aus der Klosterkirche Schöntal gestohlene Skulptur des heiligen Johannes. Mit Hilfe der Kräfte der französischen Gendarmerie und des Bundeskriminalamts stellen die Ermittlerinnen und Ermittler des Landeskriminalamts Baden-Württemberg bereits bei der ersten Durchsuchung im Februar 2019 fünf Beutestücke sicher, die sie umgehend Diebstählen in Baden-Württemberg zuordnen können. Die Expertinnen und Experten des Landeskriminalamts werten Fotos der Kunstobjekte aus der Wohnung des Beschuldigten aus.
Es gelingt ihnen, weitere Werke entsprechenden Beutezügen in Baden-Württemberg zuzuordnen. Bei einer Folgedurchsuchung im März 2019 können sie weitere einzigartige Kulturgüter sichern. Kostbarkeiten kommen zu den Eigentümern zurück Expertinnen und Experten schätzen den Versicherungswert der vom Beschuldigten in Baden-Württemberg entwendeten Objekte auf rund 280.000 Euro. Mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft Offenburg kann das Landeskriminalamt diese bedeutenden Werke an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben. Die Übergabe des heiligen Johannes am 18. August 2020 wird daher nicht die letzte gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft Offenburg führt gegen den Beschuldigten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des schweren Diebstahls in Tateinheit mit Verstößen gegen das Kulturgutschutzgesetz. Mit einer Anklageerhebung ist in Kürze zu rechnen. Der Beschuldigte hält sich derzeit in Frankreich auf und ist durch die französische Justiz im Rahmen eines anderen Verfahrens zum Tragen einer Fußfessel verpflichtet.
Alabasterfigur des 17. Jahrhunderts Der Passionsaltar, aus dem der heilige Johannes entwendet wurde, steht an einem der Pfeiler im nördlichen Kirchenschiff. Michael Kern schuf die Figur im 17. Jahrhundert. Der Bildhauer aus Forchtenberg war zu Beginn des Barocks ein gefragter Künstler. Die große Hauptszene in der Mitte des Altars ist eine Darstellung der Kreuzigung Christi. Die wiedergefundene Figur gehört zu dieser Szene: Johannes, der Lieblingsjünger, und Maria trauern gemeinsam am Fuß des Kreuzes. Der Altar ist raffiniert komponiert und verbindet feine Reliefs und vollplastische Figuren. Der fehlende Johannes beeinträchtigt die Gesamtwirkung stark. Der kostbare Alabasteraltar aus dem 17. Jahrhundert wurde, zusammen mit mehreren anderen Arbeiten von Kern, in die barocke Ausstattung übernommen, als die Klosterkirche im 18. Jahrhundert neu errichtet wurde.
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