Alpenverein: Klimakrise vervielfacht Kosten für Instandhaltung der Wege
Foto: Alpenverein/S. Schöpf
Der Österreichische Alpenverein betreut 26.000 km Wege, die von Ehrenamtlichen instandgehalten werden – eine Länge, die fast zwei Dritteln des Erdumfangs entspricht. Die ohnehin beschwerliche Instandhaltungsarbeit an Wegen und auch Schutzhütten entwickelt sich dramatisch: Kosten für Baumaterial haben sich in den letzten Jahren vervielfacht und mehr Wetterextreme infolge der Klimakrise verursachen häufiger schwere Schäden. Gerade ein intaktes Netz von Wegen und Schutzhütten ist jedoch für die Sicherheit von Wanderern unverzichtbar. Ein finanzielles Rettungspaket für sanierungsbedürftige Schutzhütten und Wege in der Höhe von 95 Millionen Euro kann nachhaltig Abhilfe schaffen, heißt es vom Alpenverein. Mit diesem Anliegen tritt er mit weiteren alpinen Vereinen an die Politik heran und ruft im Rahmen einer Petition zur Unterstützung auf: notruf-aus-den-alpen.at
„Im Alpenverein sind über 1.000 ehrenamtliche Menschen jedes Jahr im Einsatz, um das Wegenetz für die Allgemeinheit in Schuss zu halten. Sie unternehmen Begehungen, bringen Schilder an, erneuern Markierungen oder beseitigen Geröll. Dafür bringen sie jedes Jahr tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden auf“, betont Alpenvereinspräsident Wolfgang Schnabl und ruft zur Unterschrift der Petition auf: „Jede einzelne Unterschrift stärkt uns den Rücken. Wir fordert daher alle auf, die Österreichs Berge lieben, die Petition notruf-aus-den-alpen.at zu unterschreiben.“
Der Alpenverein und die weiteren alpinen Vereine Österreichs rufen dringend zur Hilfe auf: Sie fordern von der neuen Bundesregierung ein finanzielles Rettungspaket in Höhe von 95 Mio. Euro, um dringend sanierungsbedürftige Schutzhütten und das Netz an Wanderwegen nachhaltig zu retten. Auch in Form einer Unterschriftenpetition wird zur Unterstützung aufgerufen: notruf-aus-den-alpen.at
Aktuell führen Vertreter des Alpenvereins und aller alpinen Vereine Österreichs Gespräche mit politischen Verantwortungsträgern aus unterschiedlichen Parteien, um mit ihrem dringlichen Appell zur Rettung alpiner Schutzhütten und Wanderwege Gehör zu finden. Trotz erster positiver Signale bemühe man sich weiterhin intensiv um konkrete Finanzierungszusagen.
„Die ehrenamtliche Instandhaltung der Wege und Steige stellt eine große Verantwortung dar, besonders angesichts der steigenden Gefahren durch Hangrutschungen, Felsstürze oder Sturmschäden“, informiert Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten und Wege im Alpenverein. Die Wegewarte führen via Smartphone direkt im Gelände die Arbeitsprotokollierung durch, dokumentieren Schäden oder schicken Sperrmeldungen ab. Bei atypischen Gefahren werden Wegsperren vorgenommen. Dieser ehrenamtliche Einsatz stellt ein intaktes Wegenetz sicher und trägt somit einen unverzichtbaren Teil dazu bei, um die Sicherheit für alle Erholungssuchenden am Berg zu erhöhen.
Trotz des unentgeltlichen Engagements fallen Kosten an: für Arbeitsmaterialien, Werkzeuge, Brücken, Seilversicherungen oder der Beschilderung. Die Instandhaltung der Wege erfordert immer mehr finanzielle Ressourcen, denn die Folgen der Klimakrise wirken im alpinen Raum besonders stark. Zunehmende Extremwetterereignisse, Hangrutschungen oder das Auftauen des Permafrostes hinterlassen ihre Spuren – auch im Budget des Alpenvereins. „Die regulären Investitionskosten zur Aufrechterhaltung der Wege mussten im Alpenverein in den letzten 10 Jahren nahezu verdoppelt werden“, erklärt Marco Gabl, Mitarbeiter der Abteilung Hütten und Wege im Alpenverein. Auch die Zahlungen aus den Katastrophenfonds des Vereins, eingerichtet für unvorhersehbare, dringende Sanierungsmaßnahmen, mussten vervielfacht werden: Sie sind mittlerweile sechsmal so hoch als noch vor sechs Jahren. Vergangene Woche wütete etwa ein Unwetter am Hochschwab, Steiermark. Der Starkregen hatte die Zufahrtsstraße zur Voisthaler-Hütte teilweise weggespült und tiefe Gräben hinterlassen, was vorübergehende Herausforderungen für die Versorgung der Hütte mit sich zog.
Moderne technische Hilfsmittel wie eine digitale Wegedatenbank erleichtern die Arbeit der Wegewarte und ihrer Helfer. Trotzdem ist die Instandhaltung aufgrund der sich häufenden Schäden und zunehmenden Haftungen beschwerlich und der Bedarf an ehrenamtlichen Personen hoch. Lassen sich keine Ehrenamtlichen für die Wegewartung mehr finden, müssen die Arbeiten an externe Wegebautrupps ausgelagert werden. Die Kosten dafür wären etwa zehnmal so hoch, heißt es vom Alpenverein.
Letztendlich gehören die Ehrenamtlichen jedoch aufgrund ihrer Überzeugung zum Fundament des Vereinswesens. „Die körperliche Tätigkeit ist richtig cool und man weiß, was man getan hat am Ende des Tages. Man hat wirklich etwas geschaffen“, widmet sich etwa die Salzburger Wegwartin Nicole Muigg mit Hingabe ihrer Funktion und ist überzeugt: „Man wird in eine Gemeinschaft aufgenommen, welche über die ehrenamtliche Arbeit hinaus geht.“
Quelle: OTS