Graz: 81 Minuten Flutlicht für Ivica Osim
Bei den Gedenkfeierlichkeiten verabschiedeten sich tausende Fans
19:09 Uhr: Mit den Ziffern des Gründungsjahres starteten die Gedenkfeierlichkeiten der Sturm-Familie zum Tod des Jahrhunderttrainers Ivica Osim. Tausende Fans fanden den Weg ins Stadion, um sich vom langjährigen, höchst erfolgreichen und für sein Wissen und seine Menschlichkeit sehr geschätzten Fußballtrainer zu verabschieden. Dieser war vergangenen Sonntag, genau am 113. Geburtstag seines Herzensvereins verstorben.
"Ein Sterbetag als Botschaft unseres Philosophen", sagte Sturm-Präsident Christian Jauk in seiner Rede. Er betonte, wie Ivica Osim stets mit Haltung durchs Leben ging, dass er ein Botschafter des Gemeinsamen gewesen sei. Der gebürtige Bosnier war tief verwurzelt mit seiner Heimat Sarajevo und doch fand er in Graz eine zweite Heimat. "Ivica Osim hat sich irgendwie in Graz verliebt", erklärt Jauk. Das sei die größte Hommage, die er der Landeshauptstadt widmen konnte. Osim wurde 2001 zum Bürger der Stadt Graz erklärt und war Träger des Großen Ehrenzeichens des Landes Steiermark. Auch Bürgermeisterin Elke Kahr zeigt sich tief betroffen: "Ivica Osim hat Graz entscheidend geprägt. Nicht nur seine Leistungen als Trainer des SK Sturm, sondern auch seine zutiefst menschliche Haltung haben ihn zu einer Persönlichkeit gemacht, die uns allen in Graz viel bedeutet."
Auch viele Spieler der Mannschaft des Jahres 1998, in dem der SK Sturm unter der Teamführung von Ivica Osim den Meistertitel errang, waren im Stadion, um ihrem Trainer Tribut zu zollen. Sturm-Veteran Gilbert Prilasnig erzählte von Spitznamen, die der Jahrhunderttrainer seinen Spielern gab und berichtete so manche Anekdote aus alten Zeiten: "Er hatte großes Verständnis für unseren jugendlichen Leichtsinn und formte uns zu einer Mannschaft." Für Osim sei immer die Menschlichkeit im Vordergrund gestanden, ihm sei wichtig gewesen, dass niemand auf der Strecke bliebe.
Für Sportstadtrat Kurt Hohensinner war Osim eine strahlende Persönlichkeit: "Ivica Osim war der erfolgreichste Fußballtrainer und eine der prägendsten Persönlichkeiten der Sportstadt Graz. Unter Osim feierte der SK Sturm seine bislang größten Erfolge, wurde zweimal Meister und feierte große Erfolge bis in die Champions League. Unvergesslich werden neben seinen unglaublichen Erfolgen als Spieler und Trainer seine philosophischen Ansprachen, sein Weitblick und seine Weltoffenheit sein."
Der Sarg mit dem Leichnam von Ivica Osim war während der Zeremonie am Spielfeld aufgebahrt. Für persönliche Abschiede wurde am Stadionvorplatz ein Bild Osims aufgebaut. Anhänger:innen platzierten Kerzen, Fanklubs legten Blumenkränze nieder. Außerdem hatten Fans und Ehrengäste die Möglichkeit, sich in ein Kondolenzbuch einzutragen. Mit den Worten "Volimo te, Ivica Osim" jubelten sie ihrem Jahrhunderttrainer zu. Umrahmt wurde die Feier durch Musik von bosnischen, serbischen und kroatischen Musiker:innen. Nachdem das Flutlicht 81 Minuten gebrannt hatte, eine Minute für jedes Lebensjahr Osims, wurde das Stadion durch Bengalen erhellt und der Sarg des Jahrhunderttrainers wurde vorbei am Spalier der Ehrengäste und der Fantribüne aus dem Stadion transportiert. Begraben wird Ivica Osim in seiner Heimatstadt Sarajevo, der er bis zuletzt tief verbunden blieb.
Quelle: Stadt Graz