„Lohn statt Taschengeld“ – Kärntner Erfolgsprojekt leistet Pionierarbeit

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Kärnten

03 Sep 08:00 2024 von Redaktion International Print This Article

Sozialminister Johannes Rauch und LR.in Beate Prettner zu Besuch im ChancenForum

KLAGENFURT. Es ist ein Pioniermodell von „Lohn statt Taschengeld“: Das ChancenForum begleitet Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf seit 20 Jahren bei ihrem Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt. Mehr als 170 Menschen mit Behinderungen haben davon bisher profitiert. Sie erhalten ein faires Gehalt für ihre geleistete Arbeit, sind sozialversicherungsrechtlich abgesichert und haben Anspruch auf eine Pension. Dieses Ziel verfolgt auch eine neue Förderrichtlinie des Sozialministeriums. Für inklusive Projekte in den Ländern werden insgesamt 36 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit Menschen mit Behinderungen auch in tagesstrukturellen Einrichtungen Lohn statt Taschengeld erhalten, laufen derzeit Gespräche zwischen Bund und Ländern. Wie sehr die Arbeit des ChancenForums einerseits das Leben der Klientinnen und Klienten sowie andererseits die Entwicklung der Unternehmen verbessert, hat der Trägerverein autArK, allen voran Aufsichtsratsvorsitzender und Obmann Heinrich Burgstaller, heute, Montag, Sozialminister Johannes Rauch und Gesundheitslandesrätin Beate Prettner bei einem Besuch vor Ort präsentiert.

„Menschen mit Behinderungen, die im Berufsleben stehen, können ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten. Sie werden dadurch nicht nur für die Gesellschaft sichtbar, sondern können auch ihre Talente und Fähigkeiten einbringen. Als Bundesregierung haben wir viele Maßnahmen gesetzt, um ihre berufliche Teilhabe zu stärken. Für mich ist klar: Auch Menschen mit Behinderungen in den Einrichtungen der Länder sollen ein faires Gehalt bekommen“, betont Rauch. „Unsere Fördermittel sind hierfür ein erster, wichtiger Schritt: Wir unterstützen Menschen mit Behinderungen beim Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt. Auch sie haben damit die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Pionierprojekte wir das ChancenForum zeigen, welches Potential in solchen Initiativen steckt. Um unser langfristiges Ziel von ‘Lohn statt Taschengeld’ auch in Einrichtungen zu ermöglichen, werden wir die Gespräche mit den Ländern weiterführen.“

„Durch ein eigenes Einkommen können sich Personen mit Behinderung den vielfach geäußerten Traum eines selbstständigen Lebens außerhalb von institutionellen Einrichtungen in z. B. einer eigenen Wohnung mit oder ohne Assistenz verwirklichen“, untermauerte Prettner die Notwendigkeit der Projekte und dankte dem Bundesminister für die in Aussicht gestellte Unterstützung. Die Betroffenen sind voll sozial- und arbeitsrechtlich versichert und erwerben Pensionszeiten. „Ziel bei allen Projekten ist natürlich die Übernahme der Klientinnen und Klienten – die anfänglich alle bei autArK angestellt sind, durch das Unternehmen. Wir unterstützen also bei einem ansonsten oft unüberwindbaren Schritt in den ersten Arbeitsmarkt“, so Prettner. Durch Erwerbsarbeitssmodelle für Menschen mit Behinderung könne auch dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden. Noch befinden sich rund 28.000 Menschen mit Behinderung in Österreich in Tages- und Beschäftigungsstrukturen, wo sie statt eines regulären Gehalts lediglich ein Taschengeld bekommen.

„Bereits bei der Gründung autArKs haben wir den Fokus auf berufliche Inklusion gerichtet. Angesichts dessen waren wir bei autArK von Beginn an offen für neue Ideen und Möglichkeiten. Nach einer zweijährigen Experimentierphase wurde dann im Jahr 2004 das ChancenForum offiziell auf die Beine gestellt. Trotz diverser Skepsis im Hintergrund haben wir diesen neuen Weg zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen unter dem Motto ‚Lohn statt Taschengeld‘ beharrlich fortgesetzt. Die Mühen haben sich gelohnt, denn es wurde für 175 Personen in den verschiedenen Modellen des ChancenForum ein Arbeitsplatz geschaffen. Dabei besteht die Möglichkeit, im best case bis zum Pensionsantrittsalter in einem Erwerbsarbeitsmodell zu bleiben, oder aber mittels entsprechender Qualifizierung in die freie Wirtschaft zu wechseln. Die Basis der ChancenForum-Modelle bildete die Grundlage für die Entwicklung weiterer Erwerbsarbeitsmodelle bei autArK, in denen aktuell zusätzliche 50 Personen beschäftigt sind. Gemeinsam mit dem Land Kärnten, welches die Angebote finanziert, wird damit eine wesentliche Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), nämlich das Recht aller Menschen auf bezahlte Arbeit, umgesetzt“, so Andreas Jesse, Geschäftsführer autArK Soziale Dienstleistungs-GmbH und Alexandra Schmidt-Bearzi, Fachbereichsleitung ChancenForum.

Rund 28.000 Menschen mit Behinderungen sind bundesweit in tagesstrukturellen Einrichtungen tätig. Für ihre Tätigkeit sind sie unfallversichert und erhalten je nach Bundesland ein monatliches Taschengeld von bis zu 100 Euro. Während der Bund für die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zuständig ist, liegen so genannte Werkstätten in der Verantwortung der Länder.

Es ist ein gemeinsames Ziel von Bund und Ländern, dass auch Menschen mit Behinderungen in diesen Einrichtungen langfristig einen Lohn anstelle von Taschengeld erhalten. Derzeit laufen Gespräche, wie sich eine solche Umstellung in der Praxis umsetzen lässt. Als ersten wichtigen Schritt stellt der Bund den Ländern insgesamt 36 Millionen Euro für inklusive Projekte zur Verfügung, um Menschen den Umstieg aus den Einrichtungen in den regulären Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Das ChancenForum von autArK in Klagenfurt ist bereits seit 2004 in diesem Feld tätig und leistet seitdem eine Pionierarbeit in Österreich. Mehr als 170 Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf wurden über dieses in Kärnten initiierte Programm bereits in Beschäftigung gebracht. Persönliche Assistentinnen und Assistenten unterstützen dabei nach Bedarf. Hierbei setzt man auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Sozialministeriumservice. Über 150 Betriebe sind mittlerweile mit an Bord.
Finanziert wurde das Projekt bislang zur Gänze durch das Land Kärnten. Künftig soll es auch mit den Mitteln des Bundes gefördert werden können.



Quelle: Land Kärnten



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