willhaben-Analyse: So ticken Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche

vonOTS
NOVEMBER 16, 2023

Foto: willhaben



Immer wieder wird Österreich als „Teilzeitrepublik“ bezeichnet. Laut Angaben der Statistik Austria aus dem Jahr 2022 arbeiteten rund 17 Prozent der Erwerbstätigen hierzulande weniger als 25 Stunden pro Woche. Zählt man auch jene dazu, die in einem Beschäftigungsausmaß von bis zu 30 Stunden tätig waren, so waren es insgesamt rund 22 Prozent der Bevölkerung. „Diese im internationalen Schnitt verhältnismäßig hohe Quote wird vielfacht diskutiert. Immer wieder mangelt es dabei jedoch einer differenzierten Betrachtung, bei der über den Tellerrand hinausgeblickt wird“, kommentiert Markus Zink, Head of Jobs bei willhaben. Und so hat sich willhaben im Rahmen einer repräsentativen Befragung angesehen, worauf Österreichs Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche Wert legen, welche Branchen sie ansteuern und was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht. In Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut marketagent wurden dabei 1.100 Personen, die aktuell bzw. in den letzten 12 Monaten auf Jobsuche waren, 240 davon Teilzeitbeschäftigte, befragt.

Trendumkehr: Bevorzugte Suche nach Teilzeit-Jobs geht erstmals leicht zurück

In den vergangenen Jahren, zwischen 2019 und 2022, ist der Anteil jener, die bevorzugt nach einem Teilzeit-Job gesucht haben, wie bereits vielfach diskutiert, sukzessive gestiegen. Im Rahmen der aktuellen willhaben-Marktforschung zeichnet sich jedoch erstmals eine Trendumkehr ab. Und so gaben heuer 24,7 Prozent der Befragten an, auf willhaben Jobs bevorzugt eine Teilzeit-Stelle zu suchen. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 27,7 Prozent, die dieses Beschäftigungsausmaß präferiert haben. Einmal mehr bestätigt sich jedoch auch heuer, dass Frauen weitaus häufiger nach einer Teilzeit-Beschäftigung suchen, als ihre männlichen Kollegen. Was das Suchverhalten betrifft, setzen Teilzeitbeschäftigte an erster Stelle auf Online-Jobbörsen/-portale bzw. Apps (46,7 Prozent), gefolgt vom AMS (45,4 Prozent), FreundInnen, Bekannten und Verwandten (31,7 Prozent), allgemeiner Online-Recherche (30,4 Prozent) sowie Websites von Unternehmen (25 Prozent). „Hier zeigt sich, dass Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche nicht anders vorgehen als beispielsweise Menschen, die zum Zeitpunkt der beruflichen Neuorientierung in Vollzeit tätig waren“, kommentiert Zink die Ergebnisse.

Zusammenarbeit im Team für Teilzeitbeschäftigte noch wichtiger als für Menschen im Fulltime-Job

Unternehmen, die sich bei Teilzeit-Beschäftigten als attraktiver Arbeitgeber positionieren wollen, sind gut damit beraten, auf ausgeprägte Führungsqualitäten, das soziale Miteinander und die Unternehmenskultur wert zu legen. Auf die Frage, inwieweit ihnen bestimmte Aspekte bei einem Job oder einem Arbeitgeber ganz generell wichtig sind, nennen Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche am häufigsten „das Verhalten meiner direkten Führungskraft“ (60 Prozent), „Vereinbarkeit von Job und Familie“ (58,3 Prozent), „die Zusammenarbeit in meinem Team“ (57,5 Prozent), „eine offene und ehrliche Kommunikation im Unternehmen insbesondere in schwierigen Zeiten“ (55,8 Prozent) sowie „Jobsicherheit (wie sicher ist der Job auch in Zukunft)“ (53,8 Prozent). Der Wunsch nach Vereinbarkeit von Job und Familie sowie das Bedürfnis nach guter Zusammenarbeit im Team sind bei Teilzeitbeschäftigten auf Jobsuche stärker ausgeprägt, als bei Menschen in Vollzeit und jenen, die geringfügig gemeldet oder gar nicht berufstätig waren. Spannend jedoch: Der Aspekt der Jobsicherheit beziehungsweise wie sicher ein Job auch in Zukunft ist, ist Teilzeitbeschäftigten auf Jobsuche wichtig, aber weniger ausgeprägt (53,8 Prozent) als zum Beispiel bei jenen, die Vollzeit arbeiten (57,4 Prozent).

Drei Viertel wünschen sich einen nachhaltigen Arbeitgeber

Passend dazu, dass ausgeprägte Führungsqualitäten, das soziale Miteinander und die Unternehmenskultur Befragten in Teilzeit besonders wichtig sind, ist auch das Ergebnis, dass die „Möglichkeit zum Homeoffice“ bei Teilzeitbeschäftigten auf Jobsuche eine etwas geringere Rolle spielt (27,5 Prozent), als zum Beispiel bei jenen, die Vollzeit tätig sind (34 Prozent). Kein Unterschied ist schließlich auszumachen, wenn es darum geht, einen Arbeitgeber zu haben, der in einer nachhaltigen Branche tätig ist bzw. eine nachhaltige Unternehmenskultur lebt. Hier geben drei Viertel der Befragten – sowohl Overall, quer über alle Beschäftigungsverhältnisse, als auch jene, die in Teilzeit tätig sind – an, dass ihnen dieser Aspekt „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ sei. „Aktiv nachhaltig agierende Unternehmen sind für Jobsuchende besonders attraktiv“, weiß Markus Zink und ergänzt abschließend: „Teilzeitbeschäftigte sind hier, entgegen so mancher Theorie und Annahme, wie bei so vielen anderen Dingen auch, keine Ausnahme“.

Teilzeitbeschäftigte dominieren und suchen im Vertrieb, in sozialen Berufen und in der Assistenz

Doch wer sind die Menschen, die derzeit in Teilzeit arbeiten und dies laut den Ergebnissen der Erhebung zum überwiegenden Teil (74,6 Prozent) auch im neuen Job beibehalten möchten? Laut der aktuellen willhaben-Analyse sind sie zum Zeitpunkt der Jobsuche besonders häufig in den Berufsfeldern „Vertrieb/Handel“ (15 Prozent), „Pflege/Soziales/Gesundheit“ (12,9 Prozent) sowie „Assistenz, Sekretariat/Sachbearbeitung" (11,3 Prozent) tätig und streben passend dazu ebenso besonders oft an, auch im zukünftigen Job in ebendiesen Branchen arbeiten zu wollen. Auffällig ist jedoch, dass sich Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche überdurchschnittlich stark für eine künftige Beschäftigung im Bereich „Finanzen/ Rechnungswesen/ Controlling“ (13,8 Prozent) interessieren – und zwar öfter als Menschen, die zum Zeitpunkt der Befragung in Vollzeit, geringfügig oder gar nicht berufstätig waren.

Methodik

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut marketagent hat im Auftrag von willhaben im September 2023 insgesamt 1.100 Interviews zum Thema „Jobsuche“ durchgeführt. Befragt wurden Personen im Alter zwischen 15 und 59 Jahren, die aktuell auf Jobsuche sind bzw. in den letzten 12 Monaten auf Jobsuche waren. Das Sample steht repräsentativ für die österreichische Bevölkerung.

Quelle: OTS

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