UrbanCharge&Park: barrierefreier Zugang zur Ladeinfrastruktur in urbanen Räumen

vonOTS
OKTOBER 04, 2020

Foto: Die redaktionelle Nutzung ist kostenfrei.

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Interdisziplinäres Team erforscht das barrierefreie Laden und Parken für die urbane Elektromobilität am Ecosystem des Green Energy Centers Europe in Innsbruck.

Innsbruck (OTS) - Der barrierefreie Zugang zur E-Mobilität erfordert besonders in dicht besiedelten urbanen Räumen einen bedarfsgerechten Zugang zu Park- und Lademöglichkeiten. Diese Aufgabenstellung ist bislang nicht bzw. nur unzureichend gelöst. Die steigende Zahl von E-Fahrzeugen ergibt sich zwangsläufig aus dem immer dringlicher werdenden Umbau der urbanen Energiesysteme auf klimafreundliche Technologien. Die Errichtung und der Betrieb von bedarfsgerechten „Lade-Parkplätzen“ für E-Fahrzeuge soll in Zukunft durch eine optimierte Nutzung von öffentlichen und privaten Parkflächen unter Ausschöpfung der regionalen/lokalen Stromversorgungsmöglichkeiten unterstützt werden.

Interdisziplinäres Projekt

Ausgehend von den Strategien zur Klimaanpassung und der Tiroler Ressourcen- und Energiestrategie „Tirol 2050 energieautonom“ und den gegebenen technologischen Möglichkeiten der E-Mobilität verfolgt unter der Federführung der FEN Sustain Systems GmbH eine interdisziplinäre Forschungskooperation, der das Institut für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre der Universität Innsbruck, die Firma Technic Gerätebau GmbH, die Energie Ingenieure Consulting GmbH und als assoziierte Partner die Firma Enomics E-Charging Technology GmbH sowie die FEN Research GmbH angehören, das Ziel, das Laden und Parken für die urbane Elektromobilität barrierefrei zu machen. Gefördert und unterstützt wird das Projekt unter dem Projekttitel „UrbanCharge&Park“ im Rahmen des Förderprogramms EFRE K-Regio des Landes Tirol im Wege der Standortagentur Tirol.

Ecosystem für Zugang zur Ladeinfrastruktur in urbanen Räumen

Das Projekt EFRE K-Regio „UrbanCharge&Park” soll die System- und Prozesszusammenhänge für den bedarfsgerechten Zugang zu entsprechenden Park- und Lademöglichkeiten erforschen und nutzt dafür die infrastrukturellen Möglichkeiten im Green Energy Center Europe in der Technikerstraße 1-3 in Innsbruck. Dort wird ein eigenes Forschungs-Ecosystem errichtet, mit dem die notwendigen System-, Prozess- und Produktinnovationen unter besonderer Nutzung der Ressource „Zeit” als wissenschaftliche und anwendungspraxisbezogene Querschnittsmaterie in einem Online-Prozess schrittweise bearbeitet werden.

Ausgangspunkt sind das Ladefeld und der Info Corner des Green Energy Centers Europe, wo die Fragestellungen zum bedarfsgerechten Laden zusammenlaufen, systemisch ausgewertet und direkt vor Ort Lösungen zugeführt werden. Alle Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass Barrierefreiheit entsteht. Die Weiterentwicklung bestehender Lösungen werden von den beteiligten Wirtschaftspartnern des Konsortiums von der Planung bis zur Einrichtung für den Markt vorbereitet. Dies beinhaltet auch das prozessgerechte Heranführen der Interessenten an das neue Dienstleistungs-Produkt.

„Wir erfassen statistisch die Interaktionsereignisse und Prozesse mit den Interessenten, entwickeln daraus die Konsequenzen für das im Aufbau befindliche Ecosystem am Green Energy Center Europe und ergreifen die entsprechenden Maßnahmen für den Zielkonvergenzprozess. Die dadurch entstehende Datenlage wird zur schrittweisen Verbesserung und Digitalisierung des Systems herangezogen. Mit dem UrbanCharge&Park Forschungsprojekt entstehen wissenschaftlich objektivierte Grundlagen, die es ermöglichen, Korrekturen an den laufenden Prozessen der E-Mobilitätseinführung anzubringen.“, sagt Dr. techn. Nikolaus Fleischhacker, Projektleiter und Geschäftsführer der FEN Research GmbH.

Brücke zur Grünen Mobilität

Die aus dem Projekt resultierenden Erkenntnisse werden über einen definierten Verbreitungsprozess (Disseminationsprozess) direkt an die Interessenten weitergegeben und auch für die entsprechenden Gesetzgebungs-, Energie-, Ressourcen-, Klimaschutz- und Nachhaltigkeits-Programme über Publikationen öffentlich zur Verfügung gestellt, womit der Bau der Brücke zur grünen Mobilität in urbanen Räumen dynamisiert werden soll.

Projektstand

In der ersten Projektphase wurde mit Nachdruck an der Planung und Erweiterung des bestehenden Systems am Green Energy Center Europe (E-Ladeparkplätze und Info Corner als offene Schnittstelle zu den Interessenten) gearbeitet. Es wurde ein umfangreiches Interessenten-Erkundungsprogramm über den Info Corner eingeleitet, das laufend statistisch auswertbare Ergebnisse liefert.

„Wir haben in den letzten Jahren auf privater Inititativebene u. a. auch zahlreiche Aktivitäten und Projekte zur E-Mobilität im Sinne der Strategie ‚Tirol 2050 energieautonom‘ eingeleitet. Mit dem gegenständlichen Projekt entsteht ein Forschungs-Ecosystem, das in einem interdisziplinären Kontext die dringliche Aufgabenstellung des barrierefreien Zugangs zu einer bedarfsgerechten Lademöglichkeit für E-Fahrzeuge in urbanen Räumen grundlegend erkundet und in der Folge vertriebsfähige Produkte auf den Markt bringt.“, sagt Dr. Ernst Fleischhacker, Geschäftsführer der Strategie- und Projektentwicklungsgesellschaft FEN Systems in Innsbruck, die im Rahmen der Codex Partnerschaft des Green Energy Centers Europe den Brückenbau in eine grüne Nachhaltigkeits-Zukunft vorantreibt.

„Die Aufgabenstellung, barrierefreien Zugang zu Ladepunkten für E-Mobilität im städtischen Raum zu ermöglichen, bedeutet rechtlich gesehen die Behandlung einer sehr anspruchsvollen Querschnittsmaterie, die in erster Linie eine Herausforderung für das Öffentliche Recht darstellt. Sie berührt brennend aktuelle Themen wie Mobilität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Insgesamt gesehen kann eine solche Aufgabe nur interdisziplinär angegangen werden. Das geschieht im vorliegenden Projekt auf eine sehr professionelle, zielkonvergente und zwischen den Projektpartnern horizontal ausgerichtete Art und Weise. Nicht nur aus rechtlicher Sicht, sondern insgesamt handelt es sich um ein hochinteressantes und innovatives Projekt. Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, dass ich mich gemeinsam mit Herrn Mag. Filip Boban im Rahmen eines universitären Drittmittelprojekts daran beteiligen kann, nicht zuletzt deshalb, weil das Projekt Technik und Recht in sehr anspruchsvoller und praktisch relevanter Art zusammenführt.“, sagt Univ.-Prof. Dr. Arno Kahl, Leiter des Instituts für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre an der Universität Innsbruck.

„Technic Gerätebau ist seit über 35 Jahren Hersteller von Parkscheinautomaten für Onstreet Parking. Wir wissen, wie umkämpft der urbane, öffentliche Raum ist. Der Parkscheinautomat ist ein Hilfsmittel, den öffentlichen Parkraum möglichst gerecht, nach Bedarf und barrierefrei jedem zur Verfügung zu stellen. Im Gesamtkonzept der Energiewende ist individuelle Elektromobilität Teil der Lösung. Wir müssen daher unsere Produkte in diese Richtung weiterdenken und unseren Kunden, den Städten und Gemeinden, Lösungen bieten, die es zukünftig ermöglichen, gerecht, nach Bedarf und barrierefrei nicht nur zu parken, sondern in Kombination zusätzlich auch zu laden. Zentral dabei ist das Kernthema dieses Forschungsprojekts, nämlich die rechtliche Abklärung und Schaffung einer rechtlichen Basis, damit die Körperschaften in die Umsetzung gehen können.“, sagt Ing. Gerold Daxböck, Geschäftsführer der Technic Gerätebau GmbH in Innsbruck.

„Ich bin seit über 20 Jahren mit der E-Mobilität verbunden, davon mehr als 10 Jahre hauptberuflich, und bin über Amerika und Deutschland vor rund 5 Jahren wieder auf Dr. Ernst Fleischhacker – meinen ehemaligen Energie- und Umwelt-Lehrer an der Universität Innsbruck – gestoßen. Er hat mich damals in den Gründungsprozess des Green Energy Centers Europe integriert, wo ich nun alle meine Erfahrungen zur E-Mobilität einbringen kann. Mit dem gegenständlichen Projekt kann ich meine Produkte zur Mobilitätsbedarfserhebung und die bedarfsgerechten Ladeboxen meiner Firmen für den Käufermarkt weiterentwickeln.“, sagt Dipl.-Ing. Lorenz Köll, Gründungsmitglied des Green Energy Centers Europe, Geschäftsführer der Energie Ingenieure Consulting GmbH.

Erstes Ergebnis

Ein erstes Ergebnis konnte von nunmehrigen Projektpartnern bereits vor der eigentlichen Antragstellung bewirkt werden. Die Betreuung eines Interessenten auf dem Weg zur E-Mobilität durch das Green Energy Center Europe hatte am Ende ein Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH 18.12.2019, 5 Ob 173/19f ) zur Folge, das nunmehr sicherstellt, dass die Installation einer Wandladestation (Wallbox) für einphasiges Laden eines E-Autos mit 3,7 kW in Wohnungseigentumsanlagen eine privilegierte Änderung im Sinn des Wohnungseigentumsgesetzes ist. Die Inanspruchnahme allgemeiner Teile der Liegenschaft für die Ladeinfrastruktur setzt grundsätzlich die Zustimmung aller Wohnungseigentümer voraus. Diese Zustimmung kann durch einen Beschluss im Außerstreitverfahren ersetzt werden, in dem für die Installation der Wallbox – als privilegierte Änderung – kein Nachweis für die Verkehrsüblichkeit oder für ein wichtiges Interesse erbracht werden muss.

Förderhinweis: Das Projekt EFRE K-Regio „UrbanCharge&Park“ wird aus Mitteln des Landes Tirol sowie des Europäischen Fonds für Regionale Entwickung (EFRE) gefördert.

Quelle: OTS

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