Kärnten: Sternenkinder - Kärnten setzt sich für Betroffene ein

vonRedaktion International
OKTOBER 30, 2024

Kärnten

LR.in Schaar legt Bericht zu den Themen Kindsverlust und Sternenkinder vor: Mit der Initiative „Mut zeigen!“ setzt sich Kärnten dafür ein, Tabus zu brechen und Maßnahmen voranzutreiben, um Betroffenen zu helfen.

KLAGENFURT. Ab dem Zeitpunkt, an dem eine Frau im Ultraschall zum ersten Mal ihr Kind sieht, ist es ihr Kind. Dieses dann in der Schwangerschaft zu verlieren, unabhängig davon, in welcher Phase der Schwangerschaft der Verlust passiert, hat dramatische Folgen für jede Mutter und ihre Familie. „Das Thema Kindstod im Rahmen einer Geburt ist bis heute ein gesellschaftliches Tabu. Seit vielen Jahren wurde, ausgehend von Betroffenen, ein Diskurs gestartet, weiß Familienreferentin Landesrätin Sara Schaar, die in der heutigen Regierungssitzung einen Bericht zum Thema Kindsverlust und mögliche Auswege aus der Reproduktion eines Tabus vorlegte.

Aus dem langjährigen Beratungs- und Begleitungskontext sind vielfältige Auswirkungen sichtbar geworden, u.a. der unangemessene Umgang mit Betroffenen, der als zusätzliche Kränkung in einer Lebensphase größter Verwundbarkeit wahrgenommen wird. „Die Hinterbliebenen, zu denen Mütter, Väter, Geschwisterkinder und Großeltern gehören, fühlen sich in ihrer Trauer oft alleine gelassen. Professionen, wie z.B. die psychosoziale Beratung oder Gesundheits- und Sozialberufe, werden in der Ausbildung nicht ausreichend vorbereitet“, berichtet Schaar. Nicht ausgelebte Trauer mache zudem krank. Soziale Isolation und mangelndes Verständnis würden Betroffene an den Rand der Gesellschaft drängen. „8 bis 20 Prozent der betroffenen Frauen zeigen vier bis sechs Wochen nach dem Verlust Anzeichen einer Depression, 18 bis 32 Prozent der befragten Frauen entwickelten nach einem perinatalen Kindstod Angstzustände.“ Auch in der Beratung und Begleitung von Schwangerschaftsabbrüchen würden sich gesundheitliche Langzeitfolgen zeigen, die verdrängte Trauer und verdrängtes Trauma nach sich ziehen.

In den letzten Jahren wurde das Thema „Sternenkinder“, also Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt versterben, auch auf politischer Ebene vielfach diskutiert. Eine wegweisende Maßnahme war die Änderung des Personenstandgesetzes 2017 und zog damit eine freiwillige Beurkundung von Sternenkindern nach sich. Sie war wegweisend für weitere notwendige Schritte, wie die Novellierung des Mutterschutzgesetzes, um den Motivkündigungsschutz bei frühen Fehlgeburten auszudehnen.

Aus dem regen interdisziplinären Austausch der letzten Jahre ist das Positionspapier der Bürgerinitiative „Mut zeigen!“, entstanden. Die Initiative ist ein österreichweiter Schulterschluss von Organisationen, Expert:innen sowie betroffenen Müttern und Vätern, um Missstände in den vorherrschenden gesetzlichen Bestimmungen aufzuzeigen. „Kärnten hat mehrere Punkte der Initiative im April diesen Jahres bei der Landesfamilienreferent:innenkonferenz eingebracht, u.a. wurden eine Prüfung der Änderung des Begriffes „Fehlgeburt“ in „Schwangerschaftsverlust“ sowie die Mitaufnahme der Hebammenbetreuung bereits ab der medizinisch festgestellten Schwangerschaft in den Eltern-Kind-Pass beschlossen“, berichtet Schaar. Ein dritter wichtiger Punkt war der Appell, eine Sensibilisierungskampagne zur Enttabuisierung des Themas Schwangerschaftsverlust ins Leben zu rufen.

In Kärnten können sich Betroffene übrigens an mehrere Stellen, u.a. den Verein „Wandelstern“, die Plattform „Verwaiste Eltern“ oder „aktion leben kärnten“ wenden. Diese werden vom Familienreferat des Landes Kärnten gefördert. „Die vielen Anfragen und die hohe Zahl an Beratungsleistungen quer durch das ganze Bundesland haben den Bedarf sichtbar gemacht“, so Schaar abschließend.


Quelle: Land Kärnten

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