Salzburg: Rauris ein Jahr nach der Mega-Mure - Der Berg wird „verkabelt“

vonRedaktion Salzburg
AUGUST 29, 2024

Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter

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28. August 2023: Starkregen lässt das Pilatuskar in Kolm Saigurn zusammenbrechen / Forschungen laufen auf Hochtouren

(HP) Der Sommer 2023 war in Salzburg geprägt von Unwettern, Starkregen, Muren und Hochwasser. Betroffen waren unter anderem Mittersill, der Oberpinzgau allgemein, das Gasteinertal – und ganz besonders das Raurisertal. Dort brach im Talschluss das Pilatuskar sozusagen zusammen, eine riesige Steinlawine ergoss sich bis ins Tal. Für Forscher eine neue Dimension, daher schaut man sich diesen Bereich fächerübergreifend ganz genau an.

Das Unwetter, das am 28. August 2023 in Kolm Saigurn im Talschluss von Rauris niederging hatte Folgen, wie man sie bisher selten gesehen hat. Das Landschaftsbild dieses Bereiches hat sich völlig verändert, rund 850.000 Kubikmeter Gestein und Geröll gerieten in Bewegung. Das Pilatuskar brach zusammen, eine tiefe Rinne im Berg entstand, die Mure war rund 24 Hektar groß. Autogroße Felsbrocken wurden weit talabwärts gespült, Uferbäume knickten wie Zündhölzer, der Ort Rauris wurde von einem Damm und dem Rückhaltebecken vor der absoluten Katastrophe bewahrt.

Selten dagewesene Ausmaße

Wie durch ein Wunder kamen im Sommer 2023 im Raurisertal keine Menschen zu Schaden, doch der materielle Schaden betrug laut Katastrophenfonds rund 7,5 Millionen Euro. Die Umstände, das Gebiet, die Dimensionen, die Lage am Fuße des Rauriser Sonnblickes und vieles mehr machen dieses Ereignis für Forscher aus mehreren Fachgebieten so interessant. Zum Beispiel für die Geologen des Landes Salzburg. „Als ich die Ausmaße zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass wir es hier mit etwas Außergewöhnlichem zu tun hatten. Das Tal hatte sich verändert – und das innerhalb von Minuten“, so Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst.

Forschungsgebiet

Man sehe so etwas nicht alle Tage, bestätigt Gerald Valentin und er beschrieb das Naturereignis schon 2023 so: „Es ist als ob man einen Stöpsel gezogen hat. Der Permafrost, der früher alles zusammengehalten hat, der schmilzt und es ist noch weitaus mehr Material in Bewegung“, so Valentin. Kein Wunder also, dass das Gebiet in Kolm Saigurn für Forscher von größtem Interesse ist.

Berg wird „verkabelt“

Die Wildbach- und Lawinenverbauung wird in diesem Bereich intensiv forschen, wie Markus Moser bestätigt. Er ist nicht nur Gebietsbauleiter im Lungau, sondern auch Leiter des Fachzentrums Wildbachprozesse. „Da wir in diesem Bereich weitere Muren erwarten, wollen wir den Berg mit Sensoren ausstatten und so sozusagen live bei einer Mure dabei sein. Wir erhoffen uns hier sehr wichtige und neue Erkenntnisse“, erklärt Moser. Das Ziel ist klar: Mehr Sicherheit für die Bevölkerung.


Sensoren und Ultraschall

Vier Sensoren liefern hier in Kolm Saigurn bereits jetzt Daten, im Frühling kommen weitere Mess-Systeme dazu. „Wir haben Kameras, Geophone für die Bodenschwingungen, Hochfrequenz Puls Doppler Radar für die Geschwindigkeiten und Ultraschallsensoren für die Fließtiefen sowie Drohnenbefliegungen zur Ermittlung der Differenzenmodelle vor und nach einem Murgang. Es ist eine perfekte Gelegenheit, eine Mure sozusagen zu verstehen. Wie in einem 1:1 Labor wird alles aufgezeichnet. Davon versprechen wir uns bessere Vorhersagen, Erkenntnisse für Schutzbauten und auch ein besseres Verständnis, was zusammenspielt, um solche Ereignisse auszulösen“, erklärt Markus Moser.

Quelle: Land Salzburg

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