vonOTS
OKTOBER 18, 2024
Initiative „Courage“ würdigte zum zweiten Mal zivilgesellschaftliches Engagement für geflüchtete Menschen
Bereits zum zweiten Mal verlieh die Initiative „Courage.jetzt“ am Donnerstag, den 17. Oktober 2024, den Paul Weis-Preis für Verdienste um die Menschenrechte. Ausgezeichnet wurden Personen und Organisationen, die sich in besonderer Weise für Schutz und Rechte geflüchteter Menschen eingesetzt haben, und zwar in den Kategorien „Einsatz in Österreich“, „Internationales Engagement“ und „Journalismus“. Durch den Abend führte Schauspielerin Katharina Stemberger als Initiatorin und Vorständin des Vereins „Courage“, den würdigen Rahmen bot die Österreichische Postsparkassenhalle, unentgeltlich zur Verfügung gestellt von der Universität für angewandte Kunst.
„Es freut uns außerordentlich, dass wir auch in diesem Jahr wieder herausragende Persönlichkeiten vor den Vorhang holen und deren Engagement für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar machen können“, betont Stemberger: „Wir erleben heute einen teilweise verrohten, öffentlichen Diskurs zum Thema Flucht, voll mit Populismen und mutwilligen Missinterpretationen. Mit dem Paul Weis-Preis wollen wir dem eine Versachlichung entgegensetzen und zeigen wichtige Vorbilder, die voller Mut und Menschlichkeit jene schützen, die es am dringendsten brauchen.“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen fand in einer Videobotschaft ebenfalls klare Worte: „Heute erleben wir wieder besonders großen Druck auf die Verwundbarsten, auf Menschen, die gezwungen sind, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Heimat hinter sich zu lassen. Und genau darum brauchen wir heute Menschen, die den Mut haben aufzustehen und sich für Geflüchtete einzusetzen. Ihnen gebührt der Paul Weis-Preis.“
Das Auswahlkomitee für den Paul Weis-Preis 2024 bestand aus Irmgard Griss (ehem. Präsidentin des Obersten Gerichtshofs), Christian Konrad (ehem. Generalanwalt des Raiffeisenverbandes), Cathrin Kahlweit (Publizistin) und Manfred Nowak (Generalsekretär des Global Campus for Human Rights).
Die Preisträger 2024
In der Kategorie „Einsatz in Österreich“ wurde Lukas Gahleitner-Gertz, Sprecher und Jurist der „Asylkoordination Österreich“ ausgezeichnet. Die Plattform für alle zivilgesellschaftlichen Organisationen, die haupt- oder ehrenamtlich im Bereich Asyl und Integration in Österreich tätig sind, bietet Workshops, Seminare und Fortbildungen zu den Themen Asyl und Antirassismus. Lukas Gahleitner-Gertz ist die mahnende Stimme in der österreichischen Asylpolitik. Dabei mahnt er gar nicht so sehr eine bestimmte Asylpolitik ein, sondern primär eine faktenbasierte Diskussion. Er sitzt nächtelang, um statistische Daten über Asyl und Migration zu sammeln und auszuwerten. Untertags verbringt er dann einen Gutteil seiner Zeit damit, all jenen, die es wissen wollen, diese Daten und Fakten zu erklären: den Medien und Behörden, der Politik und der interessierten Öffentlichkeit.
Der Preis in der Kategorie „Internationales Engagement“ ging an das „Hungarian Helsinki Committee“, vertreten durch András Léderer und Anikó Bakonyi. Die ungarische NGO setzt sich seit 1989 für Rechtsstaatlichkeit und den Schutz der Menschenwürde ein - gegen heftigen politischen Gegenwind: Die Regierung Orbán erschwert ihnen diese wichtige Aufgabe, zuletzt etwa durch das neue „Souveränitätsgesetz“, durch das Organisationen die internationale Finanzierung abgeschnitten werden soll. Doch die 37 Expertinnen und Experten kämpfen unbeirrt weiter und leisten hochprofessionelle und engagierte Arbeit für die Rechte von Geflüchteten, Minderheiten, Strafgefangenen und Opfer von Polizeigewalt.
Für besondere Leistungen im Bereich „Journalismus“ wurde Mihail Sirkeli ausgezeichnet. Der moldauische Journalist, TV-Moderator, Wahlexperte und Menschenrechts-Aktivist lebt im gagausischen Comrat, hat als investigativer Journalist über die Jahre immer wieder politische und wirtschaftliche Korruption aufgedeckt und wurde dafür auch regelmäßig bedroht. Als Mitbegründer und Moderator der Onlineplattform „Nokta“ kämpft er gegen Desinformation und für Pressefreiheit, engagiert sich für einen proeuropäischen, liberalen Kurs in seinem Land und ist auch immer wieder als OSZE-Wahlbeobachter aktiv. Kurz vor der Präsidentschaftswahl und dem EU-Referendum in seiner Heimat ist seine Stimme für Menschenrechte und Medienfreiheit und im Kampf gegen die politische Destabilisierung wichtiger denn je.
Über den Namensgeber Paul Weis
Die Auszeichnung wurde nach dem österreichischen Völkerrechtler und Holocaust-Überlebenden Paul Weis benannt, um dessen Lebenswerk zu würdigen. Weis war u. a. Mitverfasser der Genfer Flüchtlingskonvention, lieferte wichtige Grundlagen für das internationale Asylrecht und gilt als „Gründervater des Schutzes“ geflüchteter Menschen. Dadurch ermöglichte er bis heute Millionen geflüchteter Menschen, sich eine sichere neue Existenz in einer neuen Heimat aufzubauen (Weitere Informationen zum Leben und Wirken von Paul Weis finden Sie hier).
Hochkarätiges Publikum
Der Einladung zur Gala waren an die 200 Gäste gefolgt, darunter namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft wie der Publizist und Historiker Doron Rabinovici, Migrationsforscherin Judith Kohlenberger, Schauspieler Cornelius Obonya, Regisseur Kurt Brazda, Christoph Pinter, Leiter des UNHCR-Büros in Wien, Schauspielerin Julia Stemberger, Vural Ümit, Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft, Caritas Wien Direktor Klaus Schwertner, Menschenrechtsaktivistin Doro Blancke (Flüchtlingshilfe), sowie Klubchefin Sigrid Maurer (Grüne) und die Nationalratsabgeordneten Christian Oxonitsch (SPÖ) und Stephanie Krisper (NEOS).
Für die gelungene künstlerische Umrahmung sorgten das Ensemble Dolby’s Around und der Puppenspieler Angelo Konzett.
Gerne stehen wir für Rückfragen, ergänzende Informationen oder die Vereinbarung von Interviews zur Verfügung. Bilder der Veranstaltung können hier heruntergeladen und unentgeltlich redaktionell verwendet werden (Fotocredit: Christian Lendl). Die Video-Aufzeichnung der Gala-Veranstaltung ist ab heute, 12 Uhr, hier abrufbar.
Über Courage.jetzt
„Courage.jetzt“ ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die sich für die Rechte von geflüchteten Menschen und insbesondere für legale und sichere Fluchtwege einsetzt. Sie wurde 2019 anlässlich des Brands im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos gegründet und fordert die geordnete Rettung von Menschen, die oft jahrelang unter widrigsten Bedingungen in Lagern an den EU-Außengrenzen festsitzen. Nähere Informationen dazu: www.courage.jetzt
Quelle: OTS