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FEBRUAR 25, 2022
Nienburg (ots) - Rund 450 Teilnehmende konnte die Polizeiakademie Niedersachsen bei der Podiumsdiskussion zum Thema Interkulturelle Kompetenz in der Polizei am vergangenen Mittwoch (23.02.2022) digital begrüßen.
Die Online-Veranstaltung stand unter dem Motto "Interkulturelle Kompetenz als Baustein des demokratischen Selbstverständnisses - Potenziale für ein reflektiertes-antidiskriminierendes polizeiliches Handeln" und betrachtete das Thema im Dialog mit Expertinnen und Experten aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und durchaus kritisch. Die Polizei Niedersachsen sieht darin einen wichtigen Beitrag, Kritik nicht als feststehendes Urteil, sondern als einen Ansatz für eine gewinnbringende Selbstreflexion wahrzunehmen.
Das Interkulturelle Kompetenz kein Modethema ist, machte der Direktor der Polizeiakademie, Carsten Rose, in seiner Begrüßungsrede deutlich. Sie bilde vielmehr eine Kernkompetenz, die es den Polizeibeamtinnen und -beamten erlaube, dem polizeilichen Gegenüber offen und wertungsfrei zu begegnen. "Wir müssen uns dabei immer wieder vergegenwärtigen, dass Menschen sich nicht vordergründig auf Grundlage einer vermeintlichen Kulturzugehörigkeit oder einer Nationalität, sondern vielmehr aufgrund individueller Situationen und ihres individuellen Menschseins verhalten" so Rose weiter.
In einer Videobotschaft ging der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius auf die bedeutende Funktion der Polizei in der sich aktuell polarisierenden Gesellschaft ein. "Rechtsextremisten und -populisten versuchen, die Gesellschaft zu spalten und Vorurteile zu schüren. Die Polizei muss sich dem entgegenstellen und hat mit ihrer neutralen Rolle eine besonders wichtige Funktion in der Gesellschaft", so Pistorius. Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion beleuchteten das Thema aus diversen Blickwinkeln: Konrad Erben, bis 2022 Vorstandsmitglied des Vereins Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland e.V., und Muzaffer Ötztürkyilmaz, Referent der Geschäftsführung des Flüchtlingsrates Niedersachsen, betonten die Wichtigkeit der steten kritischen Betrachtung auf die Polizei und führten Studien anderer Länder ins Feld, die auch für Niedersachsen den Bedarf von Forschung deutlich machen.
Die Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Göttingen, Gwendolin von der Osten, brachte ihre Sicht als Führungskraft der Polizei Niedersachsen in die Veranstaltung ein und machte deutlich, dass es Polizeipraktiken gibt, die sachlich neutral seien aber gleichzeitig als diskriminierend empfunden werden könnten. Hier gelte es, Transparenz herzustellen.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Dietmar Schilff zeigt sich weiter offen für den Dialog mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und wies darauf hin, dass eine Fokussierung auf Einzelfälle keine gesamtpolizeilichen Aussagen zulasse.
Mit fachlicher Expertise im Bereich der interkulturellen Kompetenz bereicherte Dr. Jens Bergmann, Professor an der Polizeiakademie Niedersachsen, mit Erkenntnissen aus seinen eigenen Studien der teilnehmenden Beobachtung die Diskussion und ordnete Begrifflichkeiten und Entwicklungen ein.
Hintergrund:
Interkulturelle Kompetenz ist ein wesentliches Merkmal des polizeilichen Handelns. Daher nimmt die Vermittlung dieser Kompetenz bereits im Bachelor-Studium der angehenden Polizistinnen und Polizisten großen Raum ein. Da sie aber auch stetigen gesellschaftlichen Wandlungen unterliegt und deshalb eine fortwährende Reflektion erfordert, hat die Polizeiakademie Niedersachsen eine Veranstaltungsreihe aufgelegt, die sich mit der Vielfältigkeit dieses Themas beschäftigt. Die nächste - und damit 3.- Veranstaltung der Reihe "Interkulturelle Kompetenz" ist im Frühjahr 2023 geplant.
Quelle: Original-Content von: Polizeiakademie Niedersachsen, übermittelt durch news aktuell