vonOTS
OKTOBER 05, 2023
Patente in klimafreundlichen Technologien könnten Wettbewerbsfähigkeit stärken
Expert:innen fordern technologieneutrale Innovationspfade in der Energiewende. Um Österreichs Wirtschaft zu stärken, müssen Industrie-, Technologie- und Klimapolitik gemeinsam gedacht werden.
Wien, 4. Oktober 2023. Die eFuel Alliance Österreich hat im Rahmen des 3. Energy Transition Innovation Talks hochkarätige Vertreter:innen aus Wissenschaft und Praxis zum öffentlichen Diskurs über innovative Lösungsansätzen für eine standortverträgliche Transformation eingeladen. Dabei waren sich die anwesenden Expert:innen in wesentlichen Punkten einig:
Jürgen Roth, Präsident der eFuel Alliance Österreich, warnt vor innovationsfeindlichen Rahmenbedingungen: „Wir werden die Energiewende nicht schaffen, wenn wir nur auf einen einzigen Energieträger setzen. Was es braucht, sind Technologieoffenheit und Energievielfalt. Nur dann können wir das Innovationspotenzial der österreichischen Wirtschaft heben. Bei den eFuels-Technologien gehören österreichische Unternehmen zu den besten der Welt. Verbote kappen ganze Technologiestränge und wären daher ein falsches Signal für den Wirtschaftsstandort Österreich.“
Auf die Fragen Welche Rolle hat die Politik, welche die Wirtschaft, wie wird Innovation am besten beflügelt? hat Prof. Dr. Monika Köppl-Turyna, Direktorin Eco Austria, eine klare Antwort: „Neben der Bedeutung grüner Produkte im Exportportfolio sind insbesondere Patente in klimafreundlichen Technologien ein wesentlicher Indikator für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit einer Ökonomie. Österreich hat hier eine gute Ausgangsposition: Pro Million Einwohner wurden in Österreich zwischen 2015 und 2019 jährlich durchschnittlich 55,8 Patente in grünen Technologien angemeldet. Das ist mehr als in fast allen anderen EU-Ländern.“ Was die Effizienz von eFuels betrifft, sollte der Fokus vor allem auf der dynamischen Effizienz dieser Technologie liegen: „Die technologische Effizienz ist nicht ausschlaggebend. Wir brauchen technologieneutrale Innovationspfade, die Innovation auch über die Jahre zulassen.“ Ihre Handlungsempfehlungen für eine standortgerechte Klimawende lauten daher: Die Politik sollte über Preisinstrumente steuern und nicht über Verbote. Außerdem sind regulatorische Unsicherheiten abzubauen, das Energiemarktdesign zu verbessern und die Infrastruktur für den Energietransport um- und auszubauen.
Jürgen Streiter, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik der WKÖ, sieht in der Energiewende ein Megaprojekt, das gemanagt werden muss. Um die Herausforderung zu bewältigen, braucht es belastbare Bausteine und eine vorausschauende Herangehensweise. Dabei sollte sich Europa nach dem Vorbild der USA auf das übergeordnete Ziel konzentrieren und nicht auf Details einer einzigen Lösung. Die wichtigsten Fragen, die von der Politik zu klären sind, lauten: Wer trägt die langfristig hohen Energieinfrastrukturkosten für den notwendigen Netzausbau? Und wie geht Europa mit der drohenden Abhängigkeit von China um? Eine weltweite Diversifikation der Energieimporte würde Europas Wirtschaft in Zukunft resilienter machen.
Siemens Energy arbeitet bereits intensiv an praxisnahen Lösungen für die Klimawende. Volkmar Pflug, Vice President Power-to-X: „Wenn wir die Klimawende ernst nehmen, führt kein Weg an CO2-neutralen eFuels vorbei. In der Schifffahrt gibt es bereits einen klaren Trend zu eMethanol als Energieträger.“ Auch, was die Kosten synthetischer Kraftstoffe betrifft, ist Pflug optimistisch: „Studien aus den USA zeigen, dass man beim Preis für eKerosin auf eine Größenordnung kommt, die bei den heutigen Kerosinpreisen liegt.“ Attraktive neue Geschäftsfelder ergeben sich für Siemens Energy auch rund um den weltweiten Handel von grüner Energie.
Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich: „Volkswirtschaftliches Wachstum und effizienter Klimaschutz sind kein Widerspruch, sondern müssen vielmehr gemeinsam und ganzheitlich gedacht werden. Es gibt innovative Lösungsansätzen, die beides vereinen – aber die Politik muss sich um eines bemühen: notwendige Entwicklungen beschleunigen. Es gibt weder ein ‚zu früh‘, um eFuels zu boosten, noch gibt es ein zu ‚spät‘. Technologieoffenheit ist dabei der Schlüssel für eine sozialverträgliche Energiewende. Technologieverbote machen die Wende teurer und langsamer.“
Quelle: OTS