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SEPTEMBER 26, 2020
Werne (ots) - So oder ähnlich hätte die Meldung lauten können und manch einer hätte sich gewundert, wäre er am heutigen Ausbildungsdienst für die Träger von Chemikalienschutzanzügen dabei gewesen: Da spielten die Spezialkräfte der Feuerwehr in der Feuerwache Stadtmitte mit bunten Duplo-Bausteinen!
Was aber wie ein Spiel aussieht, hat einen ernsten Hintergrund. Einheiten, die für den Einsatz mit atomaren, biologischen oder chemischen Schadstoffen (ABC-Einsatz) vorgesehen sind, müssen zunächst einmal grundlegend ausgebildet werden. Dazu gehören die Truppmann-Ausbildung, ein Lehrgang zum Sprechfunker, ein Lehrgang zum Atemschutzgeräteträger und eine gründliche ABC-Ausbildung, die alleine über sieben Wochenenden andauert. Insgesamt müssen die jungen Feuerwehrleute gut 320 Stunden an Basis-Ausbildung investieren, bevor sie in einen solchen ABC-Einsatz gehen können.
Haben sie das geschafft, müssen solche Feuerwehrleute mindestens einmal im Jahr eine Fortbildung unter der sogenannten "Körperschutzform 3" durchführen. Der Körperschutz wird dabei durch einen gasdichten, säure- und laugenbeständigen Chemikalienschutzanzug (kurz: CSA) gewährleistet.
Die Ausbilder Daniel Meyer und Sven Schubert hatten sich für die heutigen 10 Teilnehmer*innen sehr spezielle Übungen ausgedacht, die insbesondere die Kommunikation und die haptische Fertigkeit unter den erschwerten Bedingungen des CSA trainieren sollten. Und so kam es zur Anleihe aus dem Kinderzimmer der Familie Meyer.
Die erste Aufgabe bestand darin, unter Atemschutz und mit den dicken chemikalienbeständigen Gummihandschuhen eine "Duplo-Skulptur" nachzubauen. Die Vorlage war dabei für den Trupp, der sie bauen sollte, nicht zu sehen. Diese lag nämlich im Funk- und Stabsraum der Feuerwache und musste per Funk von einem weiteren Team beschrieben werden. Mit ein wenig Ruhe, räumlichem Verständnis und der ein oder anderen Nachfrage gelang allen Teams diese Aufgabe.
Eine zweite Übung diente der Lagefeststellung. Hier war ein neues System zu testen, das die Erkundungsergebnisse der oft kryptisch beschriebenen Produkte vereinfachen sollte. Denn - wie im Falle der Übung - haben einige Chemikalien sehr ähnliche Namen. Und nur einem einzigen Buchstaben mag es zu verdanken sein, dass das Produkt essbar öder tödlich ist! Im Vorliegenden Falle wurde dann auch das giftige, brennbare und ätzende Natriumchlorit (Achtung: Mit "t" am Ende!) wie das eher harmlose Natriumchlorid (mit "d" am Ende) geschrieben. Bei Natriumchlorid handelt es sich um unser Kochsalz, dass wir nahezu täglich in Lebensmitteln zu uns nehmen. Ein sehr eindrücklicher Lerneffekt, der allen den Wert der exakten Kommunikation vor Augen führte.
Die letzte Übung fokussierte wieder auf die Haptik. In der Waschhalle der Feuerwache war ein defektes Rohr montiert, aus dem ein unbekannter Stoff in großen Mengen austrat. Hier galt es, eine Dichtschelle mit einer Gummi-Manschette um das schadhafte Rohr zu montieren, um den Produktaustritt zu stoppen. Die Herausforderung lag in den recht kleinen Schrauben der Manschette und dem haushaltsüblichen 8er-Inbusschlüssel. Beides war in der Schutzausrüstung nur schwer zu handhaben.
Alle Trupps waren mit den Aufgaben zwischen 40 und 45 Minuten beschäftigt und absolvierten die Übungen insgesamt problemlos. In der Nachbesprechung zeigten sich Ausbilder und Ausgebildete sehr zufrieden mit dem guten Verlauf und den interessanten Trainingseinheiten. Für die nächsten ABC-Einsätze ist die Feuerwehr nun wieder gut gerüstet.
Zum Abschluss gab es unter Corona-Bedingungen noch eine Bratwurst vom Grill, wobei auf die nun schon zur Gewohnheit gewordene Distanz die Aufgaben nochmals diskutiert werden konnten.
Quelle: Original-Content von: Freiwillige Feuerwehr Werne, übermittelt durch news aktuell