Österreich: Befreiungsfeier im KZ Mauthausen - Erinnerung an Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus

vonOTS
MAI 06, 2024

Foto: MKÖ / Sebastian Philipp

In einer bewegenden Zeremonie gedachten heute über 9.000 Gäste des Mauthausen Komitee Österreich, darunter mehr als 3.000 Jugendliche, der Befreiung des KZ Mauthausen vor 79 Jahren.

Unter dem thematischen Schwerpunkt "Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus" versammelten sich Zeitzeuge*innen, hochrangige Regierungsvertreter*innen und Gäste, um der Opfer zu gedenken und die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft hervorzuheben. Die Feierlichkeiten wurden über Live-Stream international auf www.mkoe.at wie auch auf ORF III übertragen.

Anlässlich der 79. Wiederkehr der Befreiung des KZ-Mauthausen lud das Mauthausen Komitee Österreich in Zusammenarbeit mit dem Comité International de Mauthausen (CIM) und der Österreichischen Lagergemeinschaft (ÖLM) wieder zur internationalen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Österreichweit finden zudem an den Orten ehemaliger Außenlager eine Vielzahl von Gedenkfeiern statt, die von lokalen Initiativen im Netzwerk des MKÖ organisiert werden. Das Gedenken in Mauthausen ist europaweit die größte Befreiungsfeier.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Befreiungsfeier: "Mit der Gedenkfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen erinnern wir uns an das Ende der Demütigung, Folter und Ermordung Unschuldiger, des Naziterrors, des Holocausts. Wir ehren das Andenken der Opfer. Zudem begreifen wir „Niemals wieder“ als klaren Auftrag, jeglicher Form von Rassismus, Antisemitismus und Totalitarismus entschlossen entgegenzutreten. Der Respekt für Andersdenkende und die Wahrung der Grund- und Freiheitsrechte bilden das Fundament, auf dem unser Kontinent seit 1945 vereint wurde."

Der diesjährige thematische Schwerpunkt „Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“ erinnert daran, dass Recht nicht immer Gerechtigkeit bedeutet. Die Nationalsozialisten schufen ein neues Rechtssystem, das ihre Ideologie widerspiegelte. Gesetze wurden so beschlossen und interpretiert, dass sie den rassistischen und menschenverachtenden Zielen entsprachen. Dadurch wurden die Verfolgung, Enteignung und Ermordung von Jüdinnen und Juden, Romnja und Roma sowie anderer Gruppen ermöglicht.

Willi Mernyi, Vorsitzender des MKÖ, „Das Streben nach Gerechtigkeit ist das Fundament einer demokratischen Gesellschaft. Im Nationalsozialismus wurde das Rechtssystem systematisch missbraucht mit dem Ziel die Macht des Staates zu stärken und die individuellen Freiheiten und Rechte der Bürger zu unterdrücken. Es ist unsere Verantwortung, dafür zu sorgen, dass wir als Gesellschaft aktiv gegen Ungerechtigkeiten vorgehen und Recht einem höheren moralischen Standard entspricht.“

Befreiungsfeier in Form eines Gedenkzuges?

An der Gedenk- und Befreiungsfeier nehmen jährlich tausende Menschen aus Europa und der ganzen Welt teil, darunter die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager sowie zahlreiche Jugendliche. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi richtete während der gemeinsamen Befreiungsfeier seine Begrüßungsworte an die tausenden Teilnehmer*innen, insbesondere an die KZ-Überlebenden sowie Zeitzeug*innen bei der Befreiungsfeier und vor den Bildschirmen und an die vielen anwesenden Jugendlichen. Vor der Begrüßung wurde die Befreiungsfeier mit einer virtuellen Verlesung des „Mauthausen-Schwurs“ in mehreren Sprachen durch internationale Jugendliche eröffnet.

Im Rahmen der gemeinsamen Befreiungsfeier erfolgte die Kranzniederlegung durch zahlreiche Delegationen. Redebeiträge von MKÖ-Vorsitzenden Willi Mernyi und CIM-Präsidenten Guy Dockendorf waren ebenfalls Teil des Gedenkens. Musikalisch begleitete das Ensemble „Widerstand“ den gesamten Gedenkzug. Mehrsprachig moderiert wurde die Gedenkfeier, wie auch in den vergangenen Jahren, durch Konstanze Breitebner und Mercedes Echerer. Der Weg des Gedenkzugs endete schließlich mit dem Auszug aus dem ehemaligen Schutzhaftlager, mit dem die Befreiung der KZ-Inhaftierten im Jahr 1945 symbolisiert wurde.

Anschließend gab es die Möglichkeit für ein individuelles, stilles Gedenken.

Über das Mauthausen Komitee Österreich: Die Überlebenden des KZ-Mauthausen übergaben im Jahr 2000 dem Mauthausen Komitee Österreich offiziell ihr Vermächtnis. Dieses Vermächtnis der KZ-Überlebenden bildet die Grundlage der Aktivitäten des MKÖ. Neben der Gedenkarbeit für die Opfer der Verbrechen des NS-Regimes, insbesondere jene, die im KZ-Mauthausen und in den Außenlagern gefangen gehalten wurden, sind Aktivitäten gegen Rechtsextremismus sowie die engagierte anti-faschistische und anti-rassistische Arbeit vor allem mit jungen Menschen weitere wichtige Schwerpunkte. In den vergangenen Jahren führte das MKÖ mit mehr als 180.000 Jugendlichen Zivilcourage-Trainings, multimediale Vermittlungsangebote durch die KZ-Gedenkstätte Mauthausen sowie an Orten ehemaliger Außenlager, die Vor- und Nachbereitung der KZ-Gedenkstättenbesuche, Anti-Rassismus-Workshops wie den Workshop "Wir sind alle" sowie die neuen thematischen Rundgänge "denk mal wien" sowie diverse anlass- und themenbezogene Jugendprojekte durch.


Quelle: OTS

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