vonOTS
APRIL 04, 2022
Wien (OTS) - Durch eine langsame Erholung der Wirtschaft von der Pandemie erreichte die Zahl der unselbstständig Erwerbstätigen im Vorjahr nahezu wieder das Niveau von 2019. Mit der steigenden Anzahl von Beschäftigten ist auch ein Anstieg der absoluten Unfallzahlen am Arbeitsplatz verbunden. Jedoch zeigt sich bei den Arbeitsunfällen im Vergleich zum Vorkrisenniveau ein erfreulicher Rückgang.
Die Anzahl der unselbstständigen Erwerbstätigen erreichte mit durchschnittlich 3,16 Millionen 2021 nahezu wieder das Vorkrisenniveau von 2019 (3,17 Mio.). Mit den steigenden Arbeitsverhältnissen erhöhte sich auch die absolute Anzahl der Arbeitsunfälle (AU). Nach dem Corona-Rekordtief 2020 mit 93.003 anerkannten Arbeitsunfällen stieg diese Zahl im Vorjahr auf 103.957 – dennoch war im Vergleich zu 2019 ein deutlicher Rückgang dieser Zahl um rund 14 Prozent zu erkennen (2019: 121.260 AU).
Obmann Watz: AUVA als Partner der Unternehmen
Bisher war die Unfallrate bei der Arbeitssicherheit die wichtigste Kennzahl, also das Verhältnis zwischen Arbeitsunfällen und Anzahl der Arbeitnehmer:innen. Doch durch die Pandemie, der damit einhergehenden Kurzarbeitszeit und vermehrtem Remote Working verliert diese Messgröße an Bedeutung. So wurde im Corona-Krisenjahr 2020 bei der Unfallrate aufgrund von Kurzarbeit ein Tiefpunkt von 18,88 erreicht. 2021 lag diese Zahl mit 19,3 auf 1.000 unselbständige Beschäftigungsverhältnisse noch immer unter dem Vorkrisenniveau (2019: 23,96). AUVA-Obmann Mario Watz erklärt: „Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie sehr sich die Arbeitswelt auch in kurzer Zeit verändern kann. Homeoffice und Mobile Office bringen gänzlich neue Herausforderungen für die Arbeitssicherheit. Die AUVA war und ist immer am Puls der Arbeitswelt: Als Partner der Unternehmen werden wir mit Beratung und Unterstützung die Arbeitswelt auch in Zukunft Jahr für Jahr noch sicherer machen. Mit vermehrten Online-Angeboten reagieren wir auf die geänderten Arbeitswelten.“
Weniger Wegunfälle als vor der Pandemie
Wegunfälle sind Unfälle am Weg zur oder von der Arbeits- oder Ausbildungsstätte. Auch hier sah man 2021 einen Rückgang im Vergleich zu 2019: Die Zahl der anerkannten Wegunfälle sank von 14.222 im Jahr 2019 auf heuer 12.776, was einem Rückgang von rund 10 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Bei den Wegunfällen zeigten sich die Zeiten der Lockdowns recht deutlich, aber auch ein besonders unfallträchtiger Monat stach heraus: Im Februar 2021 passierten mehr als 15 Prozent aller Wegunfälle des Jahres, was auf schlechte Straßenverhältnisse oder erhöhtes Verkehrsaufkommen nach dem Ende des „harten“ Lockdowns am 7. Februar zurückzuführen sein könnte. Nach dem Monat Februar wurden 2021 die meisten Wegunfälle im Jänner, September und Juni verzeichnet.
Branchenübergreifend niedriges Niveau
Die Zahl der Arbeitsunfälle stieg gegenüber 2020 branchenübergreifend, wobei die Zahl 2021 gegenüber 2019 um rund 10.000 Arbeitsunfälle niedriger ausfiel. Bei Lehrenden und Erziehenden, in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Beherbergung und Gastronomie nahmen die Arbeitsunfälle im Vorjahresvergleich ab. Der Tourismus verzeichnete gegenüber 2019 den insgesamt größten Rückgang an Arbeitsunfällen. Einen Anstieg gegenüber dem Vorvorjahr gab es in keinem großen Wirtschaftssektor. Mit rund 17.000 Arbeitsunfällen verzeichnet das Bauwesen (Hoch- und Tiefbau sowie gesamtes Baunebengewerbe) auch 2021 die meisten Arbeitsunfälle, gefolgt vom produzierenden Sektor. Dort ereigneten sich mit 2.747 die meisten Unfälle in der Herstellung von Metallerzeugnissen, gefolgt von der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (2.301) und vom Maschinenbau (2.038 Unfälle). Mehr als tausend Arbeitsunfälle ereigneten sich im Bereich der Produktion von Holz-, Flecht- und Korbwaren, bei der Herstellung von Glas, Glaswaren, Keramik und Verarbeitung von Steinen und Erden sowie bei der Metallerzeugung und -bearbeitung.
Leider kam es im vergangenen Jahr auch wieder zu tödlichen Arbeitsunfällen, wobei 123 Arbeitsunfälle im engeren Sinn und 36 Wegunfälle als tödlich verzeichnet werden mussten, davon 47 allein im Sektor Land- und Forstwirtschaft. Bei den unselbständig Erwerbstätigen, die bei der AUVA versichert sind, war das Bauwesen mit 26 tödlichen Arbeitsunfällen am stärksten betroffen, weitere 14 entfielen auf den produzierenden Sektor.
Geringes Unfallgeschehen bei Auszubildenden
Exemplarisch für den Einfluss der Pandemie ist die Situation bei allen „in Ausbildung Befindlichen“, also allen Schüler:innen, Studierenden und Kindergartenkindern: Denn Distance Learning und wegfallende Turnstunden reduzierten in dieser Gruppe die Unfälle. Im Vergleich zu 2019 gab es in 2021 rund ein Drittel weniger Ausbildungsunfälle, rund die Hälfte Wegunfälle und nicht einmal ein Viertel an Sportunfällen. Auch bei Lehrlingen sank die Zahl der Arbeitsunfälle im Vergleich zum Vorkrisenniveau: 2021 waren dies 7.311 anerkannte Unfälle (2019: 8.451, 2020: 6.516). Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich im Bauwesen, in der Produktion und im Handel. AUVA-Obmann Mario Watz erklärt: „Noch haben wir die Corona-Pandemie nicht hinter uns gelassen – es besteht aber berechtigte Hoffnung, dass wir bald zu einer Art Normalität zurückfinden werden. Aber egal wie die Pandemiebewältigung weiter geht: Die AUVA arbeitet stetig daran, ihr Angebot in der Prävention durch Nutzung neuer Medien für Auszubildende noch attraktiver und zugänglicher zu machen.“
Über die AUVA:
Bei der AUVA sind ca. 4,5 Millionen Personen gesetzlich gegen die wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Folgen von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten versichert. Die AUVA finanziert ihre Aufgaben fast zur Gänze aus den Beiträgen der Dienstgeber und übernimmt dafür die Haftung für Arbeitsunfälle und das Auftreten von Berufskrankheiten. Kernaufgaben der AUVA sind die Verhütung von Arbeitsunfällen sowie die Heilbehandlung und Rehabilitation. Ziel ist es, Unfallopfer und Beschäftigte mit Berufserkrankungen möglichst rasch wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Eine weitere Kernaufgabe der AUVA ist die finanzielle Entschädigung. Diese vier Aufgabenbereiche der AUVA ermöglichen eine integrierte und effiziente Unfallversicherung mit hohem volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen.
Die AUVA betreibt das Traumazentrum Wien mit den beiden Standorten Meidling und Brigittenau/Lorenz Böhler, die Unfallkrankenhäuser Linz, Salzburg, Klagenfurt und Steiermark mit den beiden Standorten Graz und Kalwang sowie die Rehabilitationszentren Meidling (Wien), Weißer Hof (NÖ), Häring (Tirol) und Tobelbad (Steiermark). In den Einrichtungen der AUVA werden jährlich über 375.000 Patientinnen und Patienten auf medizinischem Spitzenniveau versorgt, davon mehr als 46.000 stationär.
Quelle: OTS