vonOTS
SEPTEMBER 21, 2023
Beim heurigen Winterreifentest des ARBÖ setzten sich die Premiumreifen gegen die günstigen Anbieter durch. Zwei der zehn getesteten Reifen fallen heuer durch.
Der nächste Winter kommt bestimmt: Ob er schneereich ist oder ins Wasser fällt, wird sich zeigen. Wer plant, sich neue Reifen zu kaufen, sollte daher überlegen, ob Ganzjahresreifen für die eigenen Fahrgewohnheiten ausreichen oder ob es öfter in schneereichere Regionen wie etwa die Alpen, Skandinavien oder den Bayerischen Wald geht. Die hiesigen klimatischen Bedingungen stellen inzwischen große Anforderungen an Winterreifen: Einerseits müssen sie gut mit Schnee umgehen können, falls es doch mal richtig winterlich zugeht, andererseits nimmt der Regenanteil im Winter kontinuierlich zu, so dass auch das Handling bei Nässe essenziell ist.
Das Test-Team vom ARBÖ und seinen deutschen Kooperationspartnern ACE und der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH hat die Eigenschaften von drei günstigen Winterreifen der Hersteller Austone, Fortuna und Sailun neben sieben etablierten Marken- und Premiumreifen in der Dimension 235/55 R18 für SUV getestet. Um die Fahreigen-schaften genau zu untersuchen, wurden die zehn Reifen sowohl auf schneebedeckter Fahr-bahn bei minus 4,5 Grad Celsius im finnischen Arctic Center Ivalo als auch auf der Test-strecke von Goodyear im französischen Mireval bei 13 bis 18 Grad getestet.
Verhalten auf Schnee
In der Winterdisziplin mussten die Winterreifen sowohl die Beschleunigung, das Handling als auch das Bremsen auf schneebedeckter Fahrbahn bestehen. Das Beschleunigen auf schneebehafteter Fahrbahn stellte bei keinem Testreifen ein Problem dar. Das Feld lag dicht beieinander. Das Bremsen auf Schnee erfolgte aus einem Tempo von 35 km/h: Auch hier lag das Testfeld nah beieinander und lieferte ein solides Ergebnis ab. Nach dem Bridgestone mit einem Bremsweg von 12,26 Metern belegte überraschenderweise der Austone den zweiten Platz.
Beim Handling auf Schnee zeigten sich ebenfalls keine Ausreißer. Der Austone lieferte überraschenderweise das gleiche gute Niveau wie der Michelin. Beide ließen sich auf Schnee gut lenken, hatten eine gute Seitenführung und reagierten schnell auf Fahrbahnveränderungen. Sie vermittelten insgesamt ein gutes Lenkgefühl und waren die besten in dieser Disziplin. Der Sailun als Letztplatzierter landete dennoch im gelben Bereich. Er offenbarte vor allem bei Bergauf-Passagen leichte Schwächen in der Bodenhaftung und der Fahrstabilität in Kurven, war insgesamt aber beherrschbar. Der Rest bildete ein solides Mittelfeld beim Fahrverhalten auf Schnee. Die Reifen von Goodyear und Nokian zeigten minimale Traktionsschwächen bei Bergauffahrten und Seitenführung.
Auf dem Trockenen
Das Bremsen auf trockener Fahrbahn aus 100 km/h war bei fast allen Reifen grundsolide. Nur der Fortuna tanzte mit 45,3 Metern Bremsweg aus der Reihe. Er hatte im Vergleich zum Besten in dieser Disziplin, dem Michelin (40,4 Meter), einen knapp fünf Meter längeren Bremsweg. Das entspricht einer Wagenlänge und ist deutlich zu viel.
Beim Handling auf trockener Fahrbahn zeigten mehrere Reifen ihr Können. Die besten in dieser Disziplin waren die Reifen von Hankook, Goodyear, Nokian, Pirelli, Bridgestone und Continental. Sie ließen sich alle präzise lenken und sicher in den Kurven führen. Der Michelin und der Sailun sind hier fahrtechnisch gleichauf: minimal schwächer als die Spitzengruppe, aber immer noch sicher zu fahren. Einen schwächeren Eindruck hingegen lieferten die Reifen von Fortuna und Austone: Sie zeigten ein zu ausgeprägtes Untersteuern, waren in Kurven schwieriger zu lenken und insgesamt zu schwammig und unpräzise lenkbar.
Fahrverhalten bei Nässe
Das Bremsen auf nasser Fahrbahn aus 80 km/h ist die eigentliche Königsdisziplin. Hier müssen die Reifen alles geben, denn der Bremsweg auf nasser Fahrbahn verlängert sich gegenüber dem Bremsen auf trockener Fahrbahn deutlich. Der Beste im Test, der Hankook, hatte einen Bremsweg von 30,4 Metern. Während so gut wie alle, selbst der bei Schnee insgesamt letztplatzierte Reifen von Sailun, ein durchaus homogenes Bremsbild zwischen 30 und 32 Metern Bremsweg abgaben, fielen der Fortuna (41 Meter) und Austone (38,8 Meter) komplett durch das Raster. Ihr Bremsweg entspricht der Länge von zwei kurzen Kompakttransportern.
Auch beim Handling auf nasser Fahrbahn gab es massive Unterschiede. Am besten und sehr präzise zu lenken und zu fahren waren die Reifen von Bridgestone, Goodyear und Nokian. Der Rest der Premium- und Qualitätsreifen war auf einem gut beherrschbaren Niveau. Die Günstigeren hingegen enttäuschten: Während der Sailun hier noch gerade so akzeptabel war, entpuppten sich die Reifen von Austone und Fortuna als Katastrophe. Zudem hatten sie spürbar zu wenig Grip und waren unpräzise in der Lenkung. Das Fahrverhalten dieser Reifen stuften unsere Testenden hier als gefährlich für Normalfahrende ein.
Aquaplaning längs und quer: Da ein plötzlich auftretendes Aquaplaning bei hoher Geschwindigkeit lebensgefährlich sein kann, kommt auch dieser Disziplin eine besondere Bedeutung innerhalb des Tests zu. Wie die Experten inzwischen vermuteten, gab es auch hier gravierende Unterschiede. Der Bridgestone meisterte den Längs- und Quertest am besten, der Austone und der Fortuna zeigten sich als extrem anfällig und schwierig bei Aquaplaning. Der Rest legte ein solides Fahrverhalten an den Tag.
Fazit des Winterreifentests 2023
Der Bridgestone ist nah am perfekten Winterreifen dran, er zeigte in allen Disziplinen mehr als ein grundsolides Gesamtbild, dicht gefolgt vom Hankook und Continental. Der Austone und der Fortuna enttäuschten komplett, wie Erich Groiss, technischer Koordiantor des ARBÖ ausführt: „Nach einem starken Start auf Schnee zeigten sie, wie gefährlich es sein kann, bei Wetterwechsel den falschen Reifen zu haben. Sie fallen unter den gegebenen Bedingungen komplett durch den Test. Von diesen Reifen raten wir eindringlich ab.“
Quelle: OTS