vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 20, 2025
Jubiläumsveranstaltung mit historischem Rückblick und Ausblick in die Zukunft
Mit einem feierlichen Festakt beging das Institut für Frau und Familie (IFF) sein 70-jähriges Bestehen. Die neue Vorsitzende Elke Lujansky-Lammer führte durch den Abend und dankte den zahlreichen Gästen sowie den ehemaligen und aktiven Ehrenamtlichen für ihr langjähriges Engagement. In ihren Grußworten betonten politische Vertreterinnen die Bedeutung des IFF. NR-Abgeordnete Daniela Gmeinbauer, in Vertretung von Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom, reflektierte: "Vor 10 Tage haben wir den Weltfrauentag begangen. Nun ist wieder einer vergangen. Mir wäre lieber, wir bräuchten diesen nicht, aber es gibt immer noch genug zu tun. Deshalb braucht es eine Einrichtung wie eure. Die Arbeit im Institut für Frau und Familie, ist ein unverzichtbarer Teil für eine gleichberechtigte Gesellschaft." SPÖ-Klubobfrau Daniela Schlüsselberger würdigte die Arbeit des Instituts aus persönlicher Perspektive als Frau und Mutter. Bürgermeisterin Elke Kahr erinnerte an die Erfolge von Fraueninitiativen und betonte: „Vieles, was heute für junge Frauen selbstverständlich scheint, ist das Ergebnis harter Kämpfe. Es liegt nun an uns, Seite an Seite weiterzumachen und auch die nächsten Generationen zu ermutigen. Einen besonderer Dank möchte ich Eleonore Hödl für ihren unermüdlichen Einsatz aussprechen, und auch an Elke, für die Bereitschaft das Amt der Obfrau zu übernehmen. Damit weiß ich das Institut in guten Händen. "
70 Jahre IFF im Zeitraffer Im Gespräch: Eleonore Hödl und Adrea Rohrbacher mit Gudrun Gröbelbauer© Stadt Graz/FischerEva Hödl© Stadt Graz/Fischer
Im anschließenden Gespräch mit der ehemaligen Vorsitzenden Eleonore Hödl und Andrea Rohrbacher zeichnete Gudrun Gröbelbauer die Entwicklung des Instituts nach. Ursprünglich gegründet, um berufstätige und nicht berufstätige Hausfrauen zu unterstützen, setzte das IFF von Anfang an auf praxisnahe Beratung - lange bevor es das Internet als Informationsquelle gab. Zu den häufigsten Anliegen der Frauen zählten in den Anfangsjahren Rechtsberatung, Ratenzahlungen und Haushaltsführung - etwa die Einrichtung der berühmten Frankfurter Küche. Mit der Familienrechtsreform unter Bruno Kreisky wuchs der Informationsbedarf enorm, und das IFF begann, Podiumsdiskussionen und Aufklärungsveranstaltungen zu organisieren. Bis heute sind juristische Beratungen, insbesondere zu Themen wie Scheidung, Unterhalt oder Erbrecht, die am häufigsten nachgefragten Dienstleistungen. Dabei müssen Frauen oft ermutigt werden, ihre Rechte auch tatsächlich einzufordern. Für die Zukunft setzt das Institut verstärkt auf intergenerationellen Wissensaustausch. „Es geht uns darum, Alt und Jung miteinander zu vernetzen", erklärte Rohrbacher. Projekte wie kostenlose Ausflüge oder gemeinsame Aktivitäten - etwa Backen mit Oma - sollen Familien stärken. Ein weiterer Fokus liegt auf Projekten, die Mädchen Technik näher bringen soll.
Ein abschließender Videorückblick von Eva Hödl bot den Gästen eine visuelle Zeitreise durch sieben Jahrzehnte IFF.
Festvortrag: Herausforderungen und Chancen für Frauen Festvortrag von Karin Schmidlechner© Stadt Graz/Fischer
Ein weiteres Highlight war der Festvortrag von Karin Maria Schmidlechner, die die Herausforderungen und Chancen für Frauen in der Steiermark von 1955 bis heute beleuchtete. Sie zeigte auf, wie sich die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frauen über die Jahrzehnte verändert hat und welche Herausforderungen in Zukunft noch zu bewältigen sind. Besorgt zeigte sie sich über aktuelle Rückschritte in der Gleichberechtigung und verwies auf die zunehmende Dominanz maskuliner Strukturen, die wachsende Bedrohung für die Fristenlösung und den fehlenden solidarischen Zusammenhalt. Schmidlechner erinnerte daran, dass Frauen bereits in der Geschichte immer wieder zurückgedrängt wurden - so etwa während des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus, als ihre Rolle auf die der Mutter und Hausfrau reduziert wurde. Erst in den 1970er-Jahren führten umfassende Reformen unter Bruno Kreisky zu einer verfassungsrechtlichen Gleichstellung der Geschlechter. Dabei hat Graz auch eine Vorreiterrolle: Bereits in den 1980er-Jahren etablierte sich hier die Geschlechterforschung, die heute als Masterstudiengang angeboten wird. Zudem gründete sich der Grazer Frauenrat, der bis heute aktiv ist.
Musikalischer Ausklang und Ausblick in die ZukunftMusikalische Performance durch Irina Karamarkovic© Stadt Graz/Fischer
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Irina Karamarkovi?, die jedes Lied einem spezifischen Frauenthema widmete. Unter dem Motto „My voice, my choice" eröffnete sie mit „Blacksmith", einem traditionellen Lied über weibliche Selbstbestimmung. Später brachte sie ein spanisches Werk zum Gedenken an Femizide zur Aufführung. Zum Abschluss der Feierlichkeiten nutzten die Gäste die Gelegenheit zum Netzwerken und Austausch beim Buffet der PlauderBar.
Kostenfreie Beratungsstelle für Frauen und Familien
Das Institut für Frau und Familie (IFF) wurde 1955 gegründet und bietet seitdem kostenfrei und anonym Fachberatungen zu vielen Fragen im Rechts-, Gesundheits- und Sozialversicherungsbereich für Frauen und deren Angehörige an. Die Monatsprogramme werden auf der Website veröffentlicht und per Newsletter versandt. Ebenso können Vorträge und Workshops zu verschiedenen Bereichen in der ganzen Steiermark im Institut angefragt werden.
Quelle: Stadt Graz