Wien: 10 Jahre „Alkohol. Leben können.“ - Vorzeigeprojekt zur Alkoholbehandlung feiert Geburtstag

vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 04, 2024

Wien

Evaluation zeigt verbesserte Gesundheitsdaten, stärker Integration in den Arbeitsmarkt und späteren Pensionsantritt

2014 wurde „Alkohol 2020“ als Pilotprojekt für Menschen mit problematischen Alkoholkonsum ins Leben gerufen. 2017 wurde es in „Alkohol. Leben können“ umbenannt und 2019 in den Regelbetrieb übernommen. Mehr als 13.600 Personen im Alter zwischen 18 und 88 Jahren wurden in den vergangenen zehn Jahren im Rahmen des Projektes beraten, versorgt und behandelt. „„Alkohol Leben können“ ist ein Vorzeigebeispiel für den Wiener Weg. Wir schauen nicht weg, sondern schauen hin und bieten Angebote. Und wenn diese funktionieren, werden sie in die Regelversorgung übernommen. Mehr als 13.600 Menschen zeigen, dass das der richtige Weg ist. Für eine bessere Gesundheitsversorgung in der Stadt. Um dies zu ermöglichen braucht es vor allem eines: Zusammenarbeit. Und auch hier zeigt dieses Programm seit nunmehr 10 Jahren, wie es geht“, sagt der Amtsführende Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport, Peter Hacker.

„Die vergangenen Jahre haben für Menschen mit einer Alkoholproblematik in Wien einen erleichterten und verbesserten Zugang zu Gesundheitsleistungen, aufbauend auf einer guten Zusammenarbeit zwischen der Stadt, der ÖGK und PVA, gebracht. In Zeiten multipler Herausforderungen, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben, registrieren wir einen erhöhten Bedarf an Unterstützungsmöglichkeiten. Mit „Alkohol. Leben können“ bieten wir genau das: individuell, passgenau für die jeweilige Lebenssituation und unbürokratisch“, sagt Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien.

„Trotz eines tendenziellen Rückgangs in den vergangenen Jahren zählt Österreich weiterhin zu einem Hochkonsumland in Bezug auf Alkohol. Immerhin fünf Prozent der österreichischen Bevölkerung gelten als alkoholkrank und weitere 14 Prozent als gefährdet, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Dazu muss man auch wissen, dass es keine gesunde Menge Alkohol gibt, denn Alkohol ist ein Zellgift. Eine frühzeitige Abklärung und Behandlung ist daher entscheidend. Mit dem Programm „Alkohol. Leben können“ basierend auf der individuellen Behandlungsplanung und der breiten Palette an Unterstützungsangeboten gelingt eine frühe Anbindung an das Gesundheitssystem“, betont die ärztliche Leiterin der Suchthilfe Wien, Regina Walter-Philipp. In der zentralen Anlaufstelle, dem regionalen Kompetenzzentrum, werden die maßgeschneiderten Behandlungspläne erstellt. Erforderliche bürokratische Hürden werden ebenfalls vom regionalen Kompetenzzentrum erledigt.

Die Österreichische Gesundheitskasse war bereits vor 10 Jahren Mitinitiatorin des Pilotprojekts. „Alkohol ist stark gesundheitsschädlich und ein Risiko für Arbeitnehmer*innen und deren Umfeld. Wir sind sehr zufrieden, dass das Programm von Anfang an so gut angenommen wurde und der Erfolg gibt uns recht“, sagt Martin Heimhilcher, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in Wien. „Durch den Fokus auf ambulante Betreuung lässt sich das Programm sehr gut mit dem Berufs- und Familienleben vereinbaren. Daher können Patient*innen leichter in Erwerbstätigkeit und Erwerbsfähigkeit gebracht werden. Und das alles im Normalfall für sie kostenlos.“

Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat das Programm „Alkohol. Leben können.“ in den letzten Jahren wissenschaftlich begleitet und regelmäßige Evaluationen durchgeführt. „Man kann zusammenfassend sagen, dass „Alkohol. Leben können.“ Menschen früh genug erreicht, um höhere Kosten für das allgemeine Gesundheitssystem zu vermeiden. Bei rund 40 Prozent der Patient*innen kommt es zu einer Verbesserung des somatischen Gesundheitszustandes, bei 53 Prozent im Konsumverhalten. Außerdem werden Patient*innen eher wieder erwerbstätig oder erwerbsfähig und stehen damit dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die konventionelle Alkoholprogramme durchlaufen hat, zeigt sich, dass die Patient*innen von „Alkohol. Leben können“, durchschnittlich drei Jahren später ihren Pensionsantritt haben“, fasst Siegfried Eisenberg von der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik des Instituts für Höhere Studien die Ergebnisse der aktuellen Evaluierung zusammen.

Digitale Anwendungen als Weg in die Zukunft

„In Zukunft werden wir verstärkt begleitend zu den bestehenden Behandlungen auf digitale Anwendungen setzen. Weil sie immer stärker nachgefragt werden und die Kommunikation zwischen Behandler*innen und Patient*innen vereinfachen“, so Lochner über die zertifizierte digitale Gesundheitsanwendung, die ab dem 4. Quartal 2024 zum Einsatz kommen soll. „Die App für Patient*innen und das Webportal für Behandler*innen wird unter anderem bei der Terminverwaltung, der Medikamentenerinnerung oder der Selbsteinschätzung zum Wohlbefinden der Patient*innen unterstützen.“

Quelle: Stadt Wien

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